„Außer mit die tiafen Töne“

Friedrich Michael Wocher brillierte beim Konzert der Musikfreunde in Bregenz am Kontrabass.
Bregenz Der berühmte Wagner-Tenor Leo Slezak soll einem schwächelnden Bass-Kollegen aus einer Loge zugerufen haben: „Außer mit die tiafen Töne“. Dem erst 18-jährigen Friedrich Michael Wocher muss man das nicht sagen: Als Solist im Konzert für Kontrabass und Orchester Nr. 2 in h-Moll des weltberühmten Virtuosen Giovanni Bottesini bewies er eine Meisterschaft, die das Publikum im vollbesetzten Kornmarkttheater begeisterte. Wocher spielt seit seinem 6. Lebensjahr und studiert seit 2019 bei Prof. Francisco Obieta an der Stella Privathochschule. Über zwanzig erste Preise bei Wettbewerben im deutschsprachigen Raum, internationale Preise und Konzertauftritte mit Größen wie Sabine Meyer und Igor Levit zeugen von seiner Ausnahmebegabung.

In Bottesinis etwas sprödem Konzert sind Solist und Orchester eng verzahnt. Obwohl das ca. 50-köpfige Orchester bei den begleitenden Stellen deutlich leiser wurde, deckte es doch manchmal den Solisten zu. Wocher bewies im 1. Satz Souveränität in den hohen Lagen und den vielen Läufen, sein satter Ton kam in der Kadenz voll zur Geltung. Im verträumten Andante mit schönen Holzbläsern und Horn gestaltete er schwingende Melodiebögen, im tänzerischen 3. Satz riss sein rhythmisch akzentuiertes Spiel mit. In der virtuosen Zugabe, Emil Tabakovs „Motivy“, meisterte Wocher mühelos alle technischen Tücken. Wer weiß – vielleicht hat Bregenz am Samstagabend den Bottesini des 21. Jahrhunderts gehört.
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Mit der Wahl dieses Solokonzertes bewies der bewährte Dirigent Hansjörg Gruber Sinn für Ausgefallenes, mit Beethovens Ouverture zu Egmont und Bizets C-Dur-Symphonie griff er auf bekannte Werke zurück, die an Hobbymusiker, wie es die meisten Orchestermitglieder sind, nicht unbeträchtliche Anforderungen stellen. Gruber passt die Tempi den Fähigkeiten des Orchesters an und dirigiert umsichtig; man merkt, dass die Werke sorgfältig einstudiert wurden. Kompakt und mit einer mitreißenden Steigerung gelang die düstere Egmont-Ouverture, mit sauberen Streichern und tollen Blechbläsern in der Schlussfanfare. Bizets 1. Symphonie, ein lebensfrohes Jugendwerk voller Melodien, ist ungleich heikler. Manche Teile klangen etwas schwerfällig, die 1. Geigen waren in den hohen Lagen nicht immer ganz eins, doch gelangen immer wieder schöne Partien. Bizets „Le bal“ als Zugabe beendete einen Abend, der der Freude an der Musik und am gemeinsamen Musizieren gewidmet war.
Ulrike Längle