Mit Pauken und Trompeten

Vorarlberg / 05.08.2025 • 12:32 Uhr
Barockensemble der Wiener Symphoniker
Auch in diesem Jahr lockte das Barockensemble der Wiener Symphoniker wieder ein großes Publikum nach Bildstein. Marianne Spiegel 

Barockensemble der Wiener Symphoniker begeisterte in Bildstein.

Bildstein Das Barockensemble der Wiener Symphoniker, 1989 im Rahmen der Bregenzer Festspiele gegründet, lockt alljährlich mit seinem Konzert Publikum aus nah und fern nach Bildstein. Seit 2004 wird die Konzertreihe ehrenamtlich von den Schwestern Inge Spiegel und Margit Nosko organisiert, seit 25 Jahren wird sie künstlerisch von Prof. Christian Birnbaum geleitet, seit der Gründung war Andreas Pokorny als Cellist dabei, der nun im Ruhestand ist. So gab es allerhand zu feiern: Die beiden Damen und Pokorny, für den wegen einer Verletzung Zsófia Günther-Mészáros einsprang, erhielten Geschenke. Die Basilika war bis auf den letzten Platz gefüllt und das Programm voller Barockjuwelen, die mit Schwung und Brillanz aufgeführt wurden.

Barockensemble der Wiener Symphoniker
Das Barockensemble der Wiener Symphoniker konzertierte in der Basilika in Bildstein. Marianne Spiegel 

Mag die Welt auch noch so im Argen liegen: Wenn Vivaldis bekanntes Konzert für zwei Trompeten in C-Dur ertönt, ist sie wieder in Ordnung. Andreas Gruber und Heinrich Bruckner, beide Solotrompeter der Symphoniker, erfüllten den Raum mit strahlendem Klang und bliesen wie aus einem Atem, die Streicher artikulierten deutlich, der Drive der Continuogruppe gab den rhythmischen Puls vor. In der virtuosen Trompetensonate von Giuseppe Torelli bestach Gruber durch seinen mühelosen Ansatz und sein kantables Spiel im Grave.
Anlässlich seines 300. Todestages standen zwei Concerti grossi von Alessandro Scarlatti auf dem Programm: eines in F-Dur und eines in f-Moll, das nach dem Urteil des berühmten englischen Musikreisenden Charles Burney wegen seines Ernstes nur in Kirchen gespielt werden sollte, wie Birnbaum in seiner ebenso kundigen wie charmanten Moderation ausführte. Liegt es am neuen Konzertmeister Alexander Burgstaller, der mit einem Barockbogen spielte – jedenfalls artikulierte das Streicherensemble heuer besonders plastisch. Besonders das f-Moll-Konzert überzeugte durch ausdrucksvoll singende langsame und knackige schnelle Sätze.

Barockensemble der Wiener Symphoniker
Das Barockensemble der Wiener Symphoniker konzertierte in der Basilika in Bildstein. Marianne Spiegel 

Zu einem umjubelten Höhepunkt wurde das Flötenkonzert in C-Dur, Nr. 3 von Friedrich dem Großen, der nach der Meinung von Birnbaum wegen der grausamen Erziehung durch seinen Vater eigentlich eine Psychoanalyse nötig gehabt hätte. Stattdessen spielte er Flöte, nach dem Urteil Burneys auf geradezu professionellem Niveau, und schrieb 121 Kompositionen für sein Instrument. In diesem C-Dur-Konzert brillierte der junge Soloflötist Stefan Tomaschitz, dessen goldenes Instrument nicht nur mit dem Strahlenkranz der Madonnenstatue auf dem Hochaltar um die Wette leuchtete. Tomaschitz entlockte ihm auch mit verblüffender Leichtigkeit perlende Läufe im galanten Stil und besonders im pathetischen zweiten Satz gefühlvoll gesangliche Melodiebögen. Friedrich hat Maria Theresia in einem brutalen Angriffskrieg Schlesien entrissen – aber könnte man sich Putin als Komponist mit einer Flöte vorstellen? Am Ende, nun auch mit Pauken, erklang die schönste von 200 Suiten im französischen Stil, die Telemann in einem einzigen Jahr komponiert hat. Der Glanz der Trompeten, der festliche Lärm der Pauken, die prachtvollen Streicher – alles trug zum krönenden Abschluss bei. Ob die Bürgermeister von Bildstein, Bregenz und Dornbirn, die gemeinsam mit Bischof Benno Elbs und dem Komponisten Herbert Willi als Ehrengäste begrüßt wurden, sich wohl heimlich eine solche Musik zu ihrem Einzug ins Rathaus gewünscht hätten? Nach dem nicht enden wollenden Applaus kehrte mit Bachs berühmtem Air als Zugabe fast überirdische Ruhe ins Gotteshaus ein.

Red: Die Kritik „Wiener Volksmusik bei den Festspielen“ in der gestrigen Ausgabe wurde von Ulrike Längle verfasst.

Ulrike Längle