Wallfahrt der Hoffnung

Diözesanbischof Benno Elbs (64) zu Weihnachtswünschen und den Erwartungen an das Heilige Jahr.
Feldkirch An Heiligabend wird Papst Franziskus feierlich das Heilige Jahr 2025 eröffnen. Es steht unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“. Diözesanbischof Benno Elbs wünscht sich, dass es zu einer Zeit des Aufbruchs und die Zukunft eine gute wird.
Welche Bedeutung hat das Heilige Jahr für die Kirche und für die Gläubigen?
Bischof Benno Die Idee des Heiligen Jahres gibt es schon seit mehr als 700 Jahren. Erstmals hat Papst Bonifaz VIII. für das Jahr 1300 ein besonderes Pilgerjahr ausgerufen. Seit dem 15. Jahrhundert wird alle 25 Jahre ein Heiliges Jahr begangen. Es dient insbesondere der Erneuerung und Vertiefung des Glaubens. Papst Franziskus hat es diesmal unter das Motto „Pilger der Hoffnung“ gestellt. Damit ist ein auch für unsere Zeit immens wichtiges Thema angesprochen: Es geht um Hoffnung und das Vertrauen, dass die Zukunft gut wird. Millionen Menschen werden im kommenden Jahr nach Rom und an die vielen Wallfahrtsorte weltweit pilgern, um diese Hoffnung miteinander zu teilen.
Welche Erwartungen haben Sie an das Heilige Jahr?
Bischof Benno Ich wünsche mir, dass es eine Zeit des Aufbruchs wird und sich viele Menschen dieser Wallfahrt der Hoffnung anschließen. Es soll ein Jahr sein, in dem Menschen wieder mehr aufeinander zugehen, ihren Glauben vertiefen oder auch neu entdecken. Es tut gut zu wissen, dass im kommenden Jahr nicht nur Waffen geliefert und Soldaten hin und her verlegt werden, sondern dass sich Menschen bewegen lassen von ihrem Glauben an Gott und der Sehnsucht nach Sinn im Leben.
Welches Resümee ziehen für 2024 aus kirchlicher Sicht?
Bischof Benno Schaue ich auf die Kirche in unserem Land, fällt mir als erstes unser Diözesanforum ein, zu dem wir vergangenen September geladen hatten. Mehrere tausend ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kamen, um sich zu vernetzen, sich auszutauschen und sich stärken zu lassen für ihren wichtigen Einsatz in den Pfarren und kirchlichen Organisationen. Diese Menschen sind für uns ein großer Schatz, denn sie stützen das Leben in den Pfarren. Dafür möchte ich ganz herzlich danke sagen.
Wie sieht Ihre persönliche Bilanz aus?
Bischof Benno Wenn ich persönlich auf das zu Ende gehende Jahr blicke, denke ich weniger an Zahlen und Statistiken, sondern an die schönen Begegnungen in den Pfarren und an die vielen berührenden Schicksale von Menschen, die mir in Gesprächen ihre Freuden, Sorgen und Nöte anvertraut haben.
Welche Signale kommen von der Jugend, die Kirche und den Glauben betreffend?
Bischof Benno Ich erlebe eine große Offenheit. Die Jugend sucht Authentizität und möchte, dass die Kirche mutiger auf ihre Fragen eingeht. Sie sucht einen Glauben, der Antworten auf die großen Fragen des Lebens gibt und eine Kirche, die ehrlich auf sie zugeht. Ich erlebe bei jungen Menschen eine tiefe Sehnsucht nach Sinn und Gemeinschaft. Den Eindruck, den man landläufig hat, dass Jugendliche sich nicht für den Glauben interessieren, kann ich so nicht bestätigen.
Beim Thema Frauen in Kirchenämtern geht hingegen wenig weiter…
Bischof Benno Dass nichts weitergeht, möchte ich so nicht sagen. Ich denke, es ist bekannt, dass ich mir manchmal mehr Tempo und mutigere Schritte wünschen würde. Papst Franziskus hat im Rahmen des weltweiten sogenannten synodalen Prozesses eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die die Möglichkeiten der Weihe von Diakoninnen prüfen soll. Dieses Gremium tagt noch bis zum Sommer 2025, dann sollen Antworten präsentiert werden.
Welche Wünsche haben Sie an Weihnachten und das kommende Jahr?
Bischof Benno Für unser Land hoffe ich, dass wir bald eine Bundesregierung haben, die die Schuldenkrise gemeinsam mit all den Institutionen, die unser Land tragen und gestalten, stemmen kann. Wenn ich auf das gesellschaftliche Miteinander schaue, wünsche ich mir, dass die Solidarität untereinander weiterhin hoch bleibt und wir aufeinander schauen. Natürlich wünsche ich mir auch, wenn besonders im Heiligen Jahr Menschen die große Kraft der christlichen Hoffnung neu entdecken, dass sie gestärkt durch diese Erfahrung das Zusammenleben in unserer Gesellschaft mitgestalten.
Eine Frage, die zum anstehenden Rücktritt von Kardinal Schönborn wohl viele Menschen im Land bewegt: Bleiben Sie den Vorarlbergern erhalten?
Bischof Benno Ich bin sehr dankbar für die schöne Aufgabe, die ich als Bischof von Feldkirch habe und möchte mich diesem Dienst für die Menschen in unserem Land auch weiterhin mit Freude widmen.