Mit dem Schicksal versöhnt

Monika Feuerstein verlor beim Tsunami auf Thailand ihren Lebensgefährten.
Dornbirn Sie hat sich die Dokumentation „20 Jahre Tsunami“, die unlängst im deutschen Fernsehen lief, angesehen. Eingewickelt in eine warme Decke, und trotzdem fror Monika Feuerstein (68) beim Anblick der Bilder. Gedanken wirbelten ihr durch den Kopf und die Frage: „Wie konnte ich diesem Grauen entkommen?“ Ihrem Lebensgefährten, Hubert Mathis, war dieses Glück nicht beschieden. Der Unternehmer aus Hohenems starb in den Wassermassen, seine Partnerin überlebte schwerverletzt. Wochenlang wartete Monika auf Nachricht. Am 5. Mai 2005 kam sie. Hubert wurde noch in Thailand kremiert und die Urne dann überführt. Während der Grabpflege führt Monika manchmal innerlich Gespräche mit Hubert, fragt, ob ihm die Gestaltung gefällt. „Einmal lag danach eine Feder auf dem Grab“, erzählt sie, „da wusste ich, es passt für ihn.“ Monika Feuerstein ist überzeugt: „Es gibt etwas zwischen Himmel und Erde.“

Dankbarkeit statt Trauer
Die Katastrophe am 26. Dezember 2004 hat ihr Dasein in ein Vorher und Nachher geteilt. „Ich brauchte lange, um aus dieser Schocksituation herauszukommen“, erinnert sich Monika Feuerstein. Die Arbeit als Kinderkrankenschwester, das familiäre Umfeld und Freunde halfen ihr dabei. Heute ist sie mit dem Schicksal versöhnt. Die Trauer hat der Dankbarkeit Platz gemacht. Dankbarkeit für eine Beziehung, die zwölf Jahre hielt. „Wir reden noch oft von Hubert“, bekräftigt sie, dass er nicht vergessen ist. Zweimal war Monika nach dem Tsunami noch auf Khao Lak, ihrem gemeinsamen Lieblingsort. Einmal mit dem kurz nach der Tragödie vom Außenministerium organisierten Gedenkflug, fünf Jahre später mit ihrem Bruder Kaspar. Danach war sie in der Lage, endgültig mit dem Drama abzuschließen.

Alte Liebe neu entdeckt
Allerdings konnte Monika Feuerstein lange kein Wasser sehen. „Sogar der Bodensee jagte mir Angst ein“, gesteht sie freimütig. Dann entdeckte sie eine alte Liebe neu, nämlich die kroatische Insel Rab. Als junge Frau hatte es Monika regelmäßig dorthin gezogen. Zum Sechziger bekam sie eine Rab-Reise geschenkt: „Es war wie ein Heimkommen.“ Die Insel ist wieder ein Teil ihres Lebens geworden, das bittere Ende des letzten Weihnachtsurlaubs mit Hubert wird Teil ihres Lebens bleiben. Doch die Erinnerungen wiegen nicht mehr so schwer. Nach dem Ende der TV-Doku setzte sich Monika Feuerstein hin und gestaltete im Gedenken an Hubert eine Collage mit seinen Fotos von Sonnenuntergängen auf Khao Lak. „Jedem Sonnenuntergang folgt einen Sonnenaufgang“, sagt sie, und beim Betrachten des Bildes legt sich ein versonnenes Lächeln auf ihr Gesicht. Monika Feuerstein hat ihren Frieden gefunden. Für die Welt wünscht sie sich den auch, und dass sich die Menschen wieder einander zuwenden.


