Schwarzenberg atmet auf: 437 von 442 TBC-Tests negativ

Bewohner eines Hofes in Schwarzenberg ist mit TBC infiziert, aber nicht krank.
Bregenz, Schwarzenberg Leise Entwarnung an der TBC-Front: Nachdem vor wenigen Tagen alle 107 Tiere eines Großbetriebs in Schwarzenberg getötet werden mussten, hat das Land Vorarlberg am Freitag über den aktuellen Stand der Untersuchungen informiert. Bei einem Bewohner des betroffenen Hofs wurde zwar der Kontakt mit Tuberkuloseerregern bestätigt, eine TBC-Erkrankung konnte aber nicht nachgewiesen werden. „Alle Röntgenuntersuchungen der Lunge waren unauffällig. Eine akute Ansteckungsgefahr für andere Personen ist nicht gegeben. Die positiv getestete Person befindet sich derzeit in ärztlicher Behandlung. Darüber hinaus werden noch weitere Kontaktpersonen in diesem Zusammenhang erhoben“, teilte die Landessanitätsdirektion am Freitag mit.
Über 40 Prozent
Die Tragödie hat im Zuge einer Schlachtung in Deutschland ihren Anfang genommen, nachdem dort bei einer Kuh aus dem Bregenzerwald TBC festgestellt wurde. Der betroffene Betrieb in Schwarzenberg wurde daraufhin umgehend gesperrt und die Untersuchung sämtlicher Tiere des Bestandes veranlasst. Gemäß TBC-Verordnung müssen aus seuchenhygienischen Gründen alle Rinder sowie die mit den Rindern gemeinsam gehaltenen Ziegen eines Bestandes getötet werden, wenn „der TBC-Test bei mehr als 40 Prozent der Tiere ein TBC -positives oder TBC-zweifelhaftes Ergebnis“ und „die PCR-Untersuchung von diagnostisch getöteten Tieren ein nicht negatives Ergebnis“ zeigt. Auf dem Hof in Schwarzenberg war das der Fall.
442 Kontakttiere
In Vorarlberg wurden in den vergangenen Tagen 442 Tiere, die auf denselben Alpen wie die Tiere des Ursprungbetriebs waren, untersucht. Bei 437 Tieren fiel der Test demnach negativ aus. Von den fünf Tieren, die auf einem weiteren Hof in Schwarzenberg diagnostisch getötet wurden, sind vier positiv auf TBC getestet worden. Die gute Nachricht: Alle anderen Tiere im Stall waren im Hauttest negativ.
Im Montafon gibt es bislang einen bestätigten Fall. Betroffen ist ein Kalb, das aus dem Schwarzenberger Betrieb stammt und diagnostisch getötet wurde. “Der Befund ist positiv”, informierte das Land am Freitag. Bei allen anderen Tiere des Betriebs war der Hauttest negativ. Unabhängig vom TBC-Fall im Bregenzerwald wurden im Montafon im Rahmen der Untersuchungen im Sonderüberwachungsgebiet neun Tiere, die im TBC‐Hauttest positiv waren, diagnostisch getötet. Die Untersuchungsergebnisse standen am Freitag noch aus. Alle Betriebe bleiben vorsorglich gesperrt. Ein endgültiger Bericht, um abschließende Erkenntnisse über die mögliche Infektionskette zu gewinnen, liegt laut Land noch nicht vor.
Sechs Personen
Da TBC auch vom Tier auf den Menschen übertragen werden kann, wurden insgesamt sechs Personen untersucht. Beim Lungenröntgen seien dabei keine Veränderungen aufgefallen, berichtet Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher. Bei der Untersuchung des Blutes bei der betroffenen Person sei aber der Quantiferon-Test positiv ausgefallen. Damit sei klar, dass die Person – möglicherweise schon vor längerer Zeit – mit dem Tuberkuloseerreger Kontakt hatte. “Er ist infiziert, aber nicht krank”, erläutert Grabher. Bei einem positiven Test besteht die Möglichkeit, zuzuwarten und in drei Monaten eine weitere Röntgenuntersuchung der Lunge durchzuführen oder vorsorglich Medikamente einzunehmen. Das entscheide im Einzelfall der Lungenfacharzt. Eine Übertragung von TBC ist über mehrere Wege möglich, unter anderem über eine Tröpfcheninfektion, aber auch über nicht pasteurisierte Milch. Von pasteurisierter Milch, Käse und gekochtem Fleisch gehe dagegen keinerlei Gefahr aus.
Gegen Rinder-Tuberkulose (Rinder-TBC) gibt es für Rinder aktuell keine zugelassene Impfung. Eine Behandlung ist aus mehreren Gründen nicht vorgesehen. „Man muss sich hierzu nur die Behandlung eines Menschen ansehen: je nach Schweregrad des Falles ist eine mehrmonatige, teilweise über mehr als ein halbes Jahr dauernde Antibiotikatherapie mit einer Kombination mehrerer Wirkstoffe notwendig. Abgesehen von den viel zu hohen Kosten wäre auch die Durchführbarkeit bei Tieren kaum gegeben. Bei Wiederkäuern wie dem Rind wären die Nebenwirkungen auf den Vormagen (Symbiose mit Bakterien!) äußerst störend. Zudem wären während der gesamten Dauer der Behandlung aufgrund der gesetzlichen Wartezeiten bei Medikamenteneinsatz die Produkte (Milch) nicht verwertbar, was die Therapie zusätzlich unwirtschaftlich macht. Beim Wildtier scheitert die Behandlung von vornherein an der Applikationsmöglichkeit“, erläutert Landesveterinär Norbert Greber in einem Fragen-Antworten-Katalog des Landes.