Die Weltelite mit Nebelproblemen: In Altenrhein ging gar nichts mehr

Das Wetter hat bei der Anreise zum Weltwirtschaftsforum in Davos nicht mitgespielt. Flughafen rechnet mit deutlichen Umsatzeinbußen.
Altenrhein Was Thomas Krutzler beim Blick durch das Fenster sieht, verheißt nichts Gutes. Es ist Montagvormittag. Der Flughafen St. Gallen-Altenrhein (ACH) ist in dichten Nebel gehüllt. Sowohl Landungen als auch Starts sind derzeit deswegen nicht möglich. Auch eine Wetterbesserung ist in nächster Zeit nicht in Sicht. Ausgerechnet heute startet in Davos das Weltwirtschaftsforum (WEF, 20. bis 24. Jänner). Gut jeder zehnte Teilnehmer des Treffens reist Schätzungen zufolge mit dem Privatjet an.

Altenrhein ist jener Flughafen, der Davos am nächsten liegt. Von hier bis zum Wintersportort im Kanton Graubünden sind es knapp 120 Kilometer. „Grundsätzlich ändert sich am Wetterdruckverhältnis nichts. Dementsprechend müssen wir davon ausgehen, dass relativ wenig Bewegung stattfindet. Aber es war vorhersehbar. Die Nebellage war schon vor einer Woche angekündigt“, sagt Thomas Krutzler, Geschäftsführer der People’s Air Group, die den Flughafen Altenrhein und die gleichnamige Fluglinie betreibt.

Am Flughafen in Altenrhein herrscht während des WEF mit 200 bis 250 zusätzlichen Flugbewegungen traditionell Hochbetrieb. “Die Woche ist für uns schon substanziell. Die letzten Jahre haben wir in dieser Zeit sieben bis acht Prozent des Jahresumsatzes erzielt. Nun müssen wir mit deutlichen Einbußen rechnen”, unterstreicht Thomas Krutzler.

In Davos werden heuer knapp 3000 Teilnehmer erwartet, darunter rund 900 CEOs, 60 Staats- und Regierungschefs sowie 300 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, wobei die tatsächliche Zahl der Gäste noch viel höher ist. Das Motto der diesjährigen Konferenz: „Collaboration for the Intelligent Age“ („Zusammenarbeit für das intelligente Zeitalter“). Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz ist ebenso angekündigt wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, der chinesische Vize-Premier Ding Xuexiang, Argentiniens Präsident Javier Milei, der neue syrische De-Facto-Außenminister Asaad Hassan al-Shaybani, der spanische Premierminister Pedro Sanchez, Israels Präsident Isaac Herzog oder der irakische Präsident Abdulatif Rashid. Der neue US-Präsident Donald Trump wird am Donnerstag digital zugeschaltet. Elon Musk könnte als Teil der US-Belegschaft ins Bündnerland reisen, eine Bestätigung lag zunächst nicht vor.

Am Sonntag konnten laut Krutzler noch ein paar wenige Privatjets in Altenrhein landen. Am Montag in der Früh waren gewisse Abflüge möglich, danach ging gar nichts mehr. Die People’s-Maschine wurde nach Memmingen umgeleitet. Die Jets der WEF-Teilnehmer weichen in der Regel nach Zürich oder den Militärflugplatz Dübendorf aus. “Für den Personenschutz, den Grenzschutz und die Polizei ist es einfacher, wenn das Ganze in der Schweiz stattfindet”, erläutert der People’s-CEO. “In Zürich war der Nebel am Morgen zwar auch sehr dicht, aber wenn das Flugzeug entsprechend ausgerüstet und die Piloten entsprechend ausgebildet sind, können dort Nebellandungen stattfinden.”

Auch für Planespotter (dt. Flugzeugbeobachter) wie Daniel gibt es am Montag nichts zu sehen. Um 11.54 Uhr wäre eine Maschine aus Madrid angesagt. “Ich dachte, der spanische Premier Pedro Sanchez landet hier”, erzählt der 45-Jährige, der in der Nähe des Flughafens Altenrhein wohnt. “Ich bin kein Vollfreak, aber wenn es der Zeitplan zulässt, dann versuche ich schon jedes Jahr herzukommen. Man sieht Flieger, die man sonst nie sieht, und vielleicht einmal ein VIP, und die ganze Logistik ist auch interessant.”
Der Jet aus Madrid kann wegen des Nebels nicht in Altenrhein laden. Thomas Krutzler hofft noch auf Mittwoch. “Da gibt es einen leichten Wetterumschwung. Wir hoffen, dass wir wenigstens von den Abholungen noch ein bisschen profitieren können”, ergänzt er.