Zeitenwende bei Feldkirchs ältestem Juwelier: “Es ist eine riesige Ehre – und gleichzeitig eine große Verantwortung”

28.03.2025 • 16:30 Uhr
Zeitenwende bei Feldkirchs ältestem Juwelier: "Es ist eine riesige Ehre - und gleichzeitig eine große Verantwortung"
Tobias Ritter (r.) übernimmt mit 1. April das älteste Juweliergeschäft Feldkirchs von seinem Vater Gerhard. VN/Paulitsch

Tobias Ritter übernimmt das Geschäft in der Schmiedgasse, das sein Ur-Ur-Großvater 1866 gründete, in fünfter Generation – und bringt neue Ideen mit.

Darum geht’s:

  • Tobias Ritter übernimmt Familiengeschäft in fünfter Generation.
  • Geschäft wurde 1866 von seinem Ur-Ur-Großvater gegründet.
  • Geschäftsumgestaltung geplant.

Feldkirch Wenn Paare bei Juwelier Ritter einen Ring aussuchen, kann es schon mal passieren, dass im nächsten Moment einer davon auf die Knie geht. So geschehen in einem der wohl traditionsreichsten Geschäfte Feldkirchs, als ein junger Mann mitten im Laden seiner Freundin einen Heiratsantrag machte – mit einem funkelnden Brillantring, ausgewählt in genau jenem Geschäft, das seit 1866 in Familienhand ist.

Fünf Generationen

Im April geht diese Geschichte in eine neue Runde: Tobias Ritter (29) übernimmt das Schmuck- und Uhrengeschäft in der Marktgasse in fünfter Generation von seinem Vater, der nach über 40 Jahren in den Ruhestand geht. „Es ist eine riesige Chance und Ehre für mich, das Lebenswerk meines Vaters und der Generationen davor weiterführen zu dürfen“, sagt der gelernte Einzelhandelskaufmann, der schon als Kind mithalf – beim Prospektemarkieren oder der Zeitumstellung. „Ich bin im selben Haus wie unser Geschäft aufgewachsen – das wurde mir quasi in die Wiege gelegt.“

Zeitenwende bei Feldkirchs ältestem Juwelier: "Es ist eine riesige Ehre - und gleichzeitig eine große Verantwortung"
Ein Foto aus alten Zeiten: Michael Ritter (mitte) und Sohn Eugen (l.) im Jahr 1955. Handout

Vater Gerhard Ritter (62) führt das Geschäft seit 1985 mit tatkräftiger Unterstützung seiner Frau Sabine: „40 Jahre – das war mein Leben. Aber ich weiß, dass Tobias in jeder Hinsicht gut vorbereitet ist. Er kennt das Lager auswendig, hat ein tolles Gespür für Menschen und Produkte. Ich kann mit gutem Gewissen loslassen.“

Zeitenwende bei Feldkirchs ältestem Juwelier: "Es ist eine riesige Ehre - und gleichzeitig eine große Verantwortung"
Die beiden verbindet nicht nur das Handwerk, sondern auch ein gemeinsames Werteverständnis. VN/Paulitsch

Auch im Haus in der Schmiedgasse tätig ist Sohn Christoph Ritter (34), der als einer von 15 Uhrmachermeistern im Land für die Reparatur von Uhren im Einsatz ist – von der Armbanduhr bis zur antiken Standuhr. Während Tobias das Tagesgeschäft führt, arbeitet Christoph selbstständig in der hauseigenen Werkstatt.

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Michael Ritter gründete 1866 die Uhrmacherwerkstätte in der Schmiedgasse. Später kam auch Schmuck dazu. VN/Paulitsch

Die Wurzeln des Unternehmens reichen zurück bis ins Jahr 1866: Damals gründete Michael Ritter, der Ur-Ur-Großvater, eine Uhrmacherwerkstatt. Später kamen Handel, Schmuck, Brillen und sogar Schreibwaren dazu. Trotz zweier Weltkriege – während derer sogar französische Besatzer im Haus wohnten – überstand das Geschäft alle Umbrüche. „Wir sind immer mit der Zeit gegangen“, betont Tobias. Heute setzen sie vor allem auf hochwertige Schmuckstücke, Verlobungs- und Eheringe, Farbstein-Kollektionen sowie Uhren, die auch gerne als Erbstücke weitergegeben werden.

Zeitenwende bei Feldkirchs ältestem Juwelier: "Es ist eine riesige Ehre - und gleichzeitig eine große Verantwortung"
Zeugen der Zeit: Bei Juwelier Ritter werden nicht nur neue Uhren verkauft – auch antike Stücke werden in der hauseigenen Werkstatt liebevoll restauriert. VN/Paulitsch
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Im Herbst will der neue Geschäftsführer die Räumlichkeiten umbauen. VN/Paulitsch

Mit dem Wechsel an der Spitze will Tobias Ritter auch neue Akzente setzen: Im Herbst ist ein Geschäftsumbau geplant, die Online-Präsenz soll weiter ausgebaut werden. „Ich möchte die Beratung bei Verlobungs- und Eheringen intensivieren – das ist etwas, das man online nicht ersetzen kann“, sagt er.

Zeitumstellung bei 400 Uhren

Gerade an diesem Wochenende ist wieder Handarbeit gefragt: Die Zeitumstellung steht an – und das bedeutet, dass im Familienbetrieb rund 400 Uhren händisch neu gestellt werden müssen.

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Dass der stationäre Handel mit Herausforderungen kämpft, ist dem jungen Unternehmer, der früher auch einmal eine Fußballprofikarriere anstrebte, bewusst. „Natürlich spüren wir, dass vieles online abläuft. Aber genau deshalb wollen wir das Erlebnis bei uns im Geschäft so besonders machen – mit Zeit, Service und ehrlicher Beratung.“

Kundschaft über Generationen

Dass das Konzept aufgeht, zeigt die Treue der Kunden: „Viele bringen ihre Kinder mit, erzählen, dass schon die Großeltern hier gekauft haben“, sagt Gerhard Ritter. Und wenn er gefragt wird, ob er ab April ganz aufhört, schmunzelt er: „Wenn Not am Mann ist, bin ich da. Aber grundsätzlich machen es jetzt die Jungen.“