Lecher Familie und ihr Generationenprojekt – das wird aus dem Hotel Kristberg

Neustart auf einem weißen Blatt Papier: Michael und Christiane Zimmermann erfinden das Hotel Kristberg neu, ohne auf die Geschichte zu vergessen.
Lech Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Mit Ende der Wintersaison startet im Nobelort Lech die Bausaison. Auch auf dem Gelände des Hotel Kristberg am Ortseingang werden dann Handwerker Schlange stehen. Bagger waren bereits vor knapp einem Jahr aufgefahren, um das Haus mit langer Tradition dem Erdboden gleichzumachen. Michael und Christiane Zimmermann hatten sich für einen Neuanfang auf einem weißen Blatt Papier entschieden. Keine leichte Entscheidung, begleitet von schlaflosen Nächten, wie sie heute sagen. Dennoch ist es kein Start von null. Vielmehr soll das Vermächtnis des Hotelgründers, dem Ski-Olympiasieger Egon Zimmermann, weiterleben. “Wir schließen ein Buch, um ein neues aufzumachen. Die Geschichte und Seele des Hauses wird weitergetragen”, verspricht Michael Zimmermann.

Sein Onkel habe zu den Gästen einen ganz besonderen Draht gehabt, beschreibt Michael Zimmermann. Viele wurden Stammgäste, darunter Ski- und Motorsportgrößen oder Stars aus Film und Musik. 1966 hatte der erfolgreiche Skisportler das Hotel gegründet, später zu einem gemütlichen Haus im Viersterne-Bereich ausgebaut und stets perfekt in Schuss gehalten. “Es gab dann allerdings Nachholbedarf in der technischen Substanz”, so der 44-Jährige, der den Hotelbetrieb 2018 von seinem Onkel übernommen hatte. Überlegungen und erste Planungen für eine Sanierung und Erweiterung hätten noch gemeinsam stattgefunden. Ein Jahr später verstarb die Skilegende im Alter von 80 Jahren.

Michael Zimmermann zeigt das ikonische Schwarzweißfoto, das seinen Onkel am Flexenpass beim Sprung über einen Porsche 356 abbildet. “Der Sprung in die Zukunft. Es geht um Mut”. Was er gemeinsam mit seiner Frau Christiane jetzt als Generationenprojekt umsetze, brauche viel davon. Anstelle einer Sanierung und Erweiterung haben sich die beiden schließlich für einen Neubau entschieden. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hätten sich geändert. “Wir sind leidenschaftliche Gastgeber und haben uns für diesen Schritt nach vorne entschieden.” Das sei er seinem Onkel schuldig, so Michael Zimmermann.

Was vom ursprünglichen Hotel Kristberg bleibt, ist der Name und viel vom einstigen Spirit. Das Konzept selbst unterscheidet sich teils deutlich. Aus 37 Zimmern mit bis zu 90 Betten werden 27 Suiten. Die Bettenzahl reduziert sich um fast ein Drittel. Spa, Whirlpool und Außenpool: Erste Visualisierungen zeigen die neue, höhere Positionierung. Neben vielen der bisherigen Stammgäste sollen auch neue Kundenschichten angesprochen werden. “Wir sind etwas moderner, damit werden die Gäste wohl auch etwas jünger”, so Christiane Zimmermann zur neuen Ausrichtung. Das Haus selbst wird als “modern interpretierte Hommage an alpine Tradition und Sportlichkeit” gestaltet. Die Zimmer haben skandinavische Einflüsse ebenso wie südamerikanische. Dort habe sich Hotelgründer Egon Zimmermann immer besonders wohlgefühlt.

Keine millionenschweren Investoren aus dem Ausland: Mit dem Hotel Kristberg setzt eine Lecher Familie ein Generationenprojekt um, greift dabei selbst tief in die Taschen. Rund 25 Millionen Euro sind für das Projekt veranschlagt. Die Zimmermanns setzen auch weiterhin auf die familiäre Identität und das Zusammenkommen. “Wir werden kein Hotelressort, sondern bleiben ein offenes Haus auch für externe Gäste.” Das gastronomische Konzept bezeichnet Michael Zimmermann als “Austrian Soul Food”, Restaurant und Bar verschmelzen zum Dinner Club. Und es wird den Salon Lech geben, wo auch Veranstaltungsreihen geplant sind.

Die Ausrichtung des Hotelbetriebs trägt stark auch die Handschrift von Christiane Zimmermann (44), die als Psychotherapeutin viel Know-how einbringt. Mentale Balance und Female Empowerment haben einen festen Platz. “Menschen treffen sich an einem schönen Ort, können zur Ruhe kommen und etwas für sich mitnehmen.” Das Hotel Kristberg solle Kraft- und Inspirationsplatz werden – “freilich ohne jeden Zwang”, so Zimmermann. Sichtbar wird zudem das soziale Engagement der 44-Jährigen, die Sozialprojekte in Argentinien begleitet und unterstützt. Materialien und Stilelemente der Region finden sich in der Innenarchitektur wieder, womit ein Konnex zu den Charity-Aktivitäten entsteht.

Die Arbeiten würden planmäßig verlaufen, pünktlich zum Saisonstart 25/26 soll die Eröffnung erfolgen. Erste Stammgäste hätten bereits gebucht, der Großteil der früheren Mitarbeiter sei mit an Bord, kann die Hoteliers-Familie Zimmermann den Neustart kaum erwarten.


