Flüchtlingswohnheim statt Unterflurkühlung

Café Fuerte präsentierte die Uraufführung des Stücks „Baden wär mir lieber“ in Hittisau
Hittisau Das schlechte Wetter machte einen kurzfristigen Umzug in den Ritter-von-Bergmannsaal notwendig, der eigentliche Aufführungsort wäre der Dorfplatz von Hittisau gewesen. Aber das Ganze tat dem durchaus komödiantischen Stück mit viel Witz und Ironie, herrlicher Selbstdarstellung und Spiegel vorhalten keinen Abbruch. Die vier Hauptakteure und ein weiterer, nämlich ein Tisch, waren in bester Spiellaune und bisweilen musste man herzhaft lachen, ob ihrer bravourösen Darbietung. Tobias Fend, Simon Labhart, Stefan Pohl und Gregor Weisgerber brillierten in dem gut eine Stunde dauernden Stück, das sich an Vorlagen wie der nicht zu toppenden „Piefke Saga“ eines Felix Mitterers, als auch am „Narrenschiff“ eines Sebastian Brants orientiert.

Es geht um das idyllische fiktive Dörfchen „Blasenheim“ und es ist wieder einmal Weihnachten; ein Glühweinstand des Blasenheimer Charity Clubs soll dem arbeitslos gewordenen Pistenraupenfahrer, dem „Pisten Rudi“ und seiner Familie aus der ärgsten Not helfen, denn wie es halt mittlerweile so ist, bleibt der Schnee bei Gebieten unter 1000 Meter Seehöhe nicht mehr auf der Piste liegen, da es aufgrund der Klimaerwärmung im Winter zu warm geworden ist; aber da ist noch ein weiteres Problem. Der Hausberg, der Blasenberg macht sich lautstark durch Erschütterungen und eigentümlichen Gaswolken bemerkbar. Blasenheim erinnert auch an das antike Pompeji und natürlich auch an das Bergdorf Blatten im Wallis, das in den letzten Tagen von sich reden macht. Eine perfekte Bühne für einen skrupellosen und korrupten Wendehalspolitiker, dargestellt von Tobias Fend, herrlich in seinem Groucho Marx-Verschnitt. Heinz ist der Zahnarzt des Dorfes und Vorsitzender des Blasenheimer Charity Clubs, er betreut den Glühweinstand und verhilft hin und wieder seinen Patienten „zu ihrem Glück“, wird von Stefan Pohl gespielt, angelegt als Weihnachts-Grinch, der stets das Gute will … des Weiteren deren beiden Söhne Maxi und Jerome (Simon Labhart und Gregor Weisgerber) und die vier schlüpfen jeweils noch in die Rolle eines Wissenschaftlers, des Pisten Rudi, des Mieters von Heinz, Herr Lampert sowie des Lehrers Otto Lehrmayer. Das Stück ist getragen von „fliegenden Klipp-Klapp-Dialogen“ von herzhaften, komödiantischen Einlagen (Heinz und der betrunkene Maxi, der Lehrer Lehrmayer als zweite Stütze für den Glühweintisch), Gesangseinlagen wie dem „Blasenheimsong“, „Erhöhte Temperaturen“, „So hat er mich nie gehalten“, perfekt aufeinander abgestimmt und natürlich dem komödiantischen Talent der Akteure. Und last but not least, dem Text des Stücks, der durchaus noch etwas gewagter und zynischer „rüber kommen“ dürfte, denn die Wirklichkeit ist noch viel schlimmer – Schlimmer geht immer!

Wollen die einen eine Unterflurkühlung beim Blasenberg, um den Winterbetrieb aufrecht erhalten zu können, wollen die anderen ein „Geflüchtetenwohnheim“, um die schnelle Kohle zu machen, so der Zahnarzt zusammen mit dem Stadtrat Keller. Es kommt, wie es kommen muss, das Ganze entwickelt sich zu einem Tohuwabohu, ein Dialog jagt den anderen, eine Pointe die andere und man könnte noch einiges länger der Darbietung genüsslich folgen; Gott sei Dank gibt es eine Fortsetzung dieses Stücks, dies war erst der Teil 1 der Blasenheim Trilogie. Hervorzuheben ist die perfekte ausbalancierte Regie von Danielle Fend-Strahm, die den Akteuren ihre notwendige Freiheit gibt und die Musik von Moritz Widrig. Das Publikum goutierte die Komödie mit langanhaltendem Applaus, ein toller, äußerst launiger, vergnüglicher Abend. Der Untergang beginnt immer mit einem Lächeln.
Thomas Schiretz