Kommentar: Wirtschaftsstandort Vorarlberg in Gefahr!

Eduard Fischer ist Mandatsträger in drei Aufsichtsräten, Obmann der Freiheitlichen Wirtschaft und WKV-Vizepräsident.
Ist die Deindustrialisierung in Österreich Realität? Ausländische und heimische Betriebe verlassen jedenfalls den Wirtschaftsstandort. Die Direktinvestitionen nehmen ab und die Auslagerungen – Verlagerungen nehmen massiv zu.
Laut einer Deloitte-Studie sehen zahlreiche österreichische Unternehmen den Standort Österreich in Gefahr. Hohe Arbeitskosten, Bürokratie und Überregulierung werden immer wieder als Hauptgründe für die Abwanderung genannt. Ein letzter Platz Österreichs im EU-BIP-Ranking 2025 bedeutet ein Abgesang an die verantwortungslose Politik der vergangenen Jahre. Der Hilfeschrei der Unternehmen, dass es nun dringend eine deutliche Verbesserung der Rahmenbedingungen für Betriebe braucht, kommt auch in der neuen Bundesregierung einfach nicht an!
Dabei liegen die Rezepte für eine Konjunkturbelebung längst auf dem Tisch. Mit einer gezielten Senkung der Lohnnebenkosten auf Arbeitgeberseite und einer der aktuellen Zeit angepassten Modellierung der Lohnverhandlungen könnte man viel erreichen! Mit deutlich weniger Bürokratie und wettbewerbsfähigen Energiepreisen könnte man auch ein Maßnahmenpaket schaffen, das zu einem attraktiveren Wirtschaftsstandort beiträgt. Damit werden auch kleine wie große Unternehmen entlastet und damit Arbeitsplätze gesichert. Wenn die großen Leitbetriebe ihre Investitionen nicht mehr am Standort in Vorarlberg tätigen, dann leiden auch die kleinen und mittleren Unternehmen. Als Zulieferer nehmen diese nämlich einen wichtigen Part im Wirtschaftskreislauf ein.
Damit ist die derzeitige Situation in Österreich in aller Kürze dargestellt und analysiert. Wie aber schaut es bei uns im Land aus? Mit der aktuellen Regierungskonstellation auf Vorarlberger Ebene ist wieder ein wirtschaftliches Grundverständnis eingekehrt. Eine aus reiner Ideologie bestehende Politik zeigt uns die Grenzen unseres Wohlstandes auf. Das Klima ist deutlich wirtschaftsfreundlicher geworden und damit steigen die Chancen auf Investitionen in der Privatwirtschaft. Die Sündenfälle der Vergangenheit, wie etwa die Ansiedlungsverhinderungen von Ölz und Rauch, sollte es unter Schwarz-Blau nicht mehr geben. Das wäre für alle, die für den Erhalt des Wohlstandes täglich schwer arbeiten und das mit eigenem Kapital und Risiko garantieren, ein Gewinn.
“Not in my backyard” ist zum gängigen Verhaltensmuster bei betrieblichen Investitionen geworden. Behördliche Auflagen und lange Verfahrensdauern geben vielen geplanten Investitionen den Rest. Ein Beispiel dieser Verhinderungspolitik liefert das geplante Reststoffkraftwerk der Firma Rondo, welches seit 2022 im Genehmigungsverfahren steckt. 12.000 Tonnen Rejekte und Produktionsreste, die dort pro Jahr anfallen und nicht mehr wiederverwertbar sind, werden aktuell zur Entsorgung ins Ausland gebracht. Diese Stoffe könnten so einer thermischen Verwertung zugeführt werden. Durch dieses Kraftwerk könnte der größte Gasverbraucher (Rondo-Papierfabrik) vom Netz gehen und somit 7 % des gesamten Gasbedarfs Vorarlbergs eingespart werden. Das sind umgerechnet 10.000 Haushalte und in Blickrichtung Energieautonomie ein wichtiger Schritt. Das geplante Investitionsvolumen beträgt die Kleinigkeit von 110 Millionen Euro.
Leider haben aber noch nicht alle erkannt, dass sich ein Wirtschaftsstandort nur dann entwickeln kann, wenn auch profitorientierte private Geldgeber investieren. Diese Unternehmen sichern Arbeitsplätze und den Wohlstand im Land. Mit ihrem Steueraufkommen, das sie mit ihren Mitarbeitern erwirtschaften, halten sie das Land und alle Wohlfahrtseinrichtungen am Laufen. Hier sollten alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Klientendenken ist hier nicht mehr angebracht. Daher mein Plädoyer an alle Sozialpartner: “Wir benötigen konkurrenzfähige Betriebe, um weiterhin unsere Arbeitsplätze zu sichern. Machbare Rahmenbedingungen sind das Gebot der Stunde!
Ich jedenfalls setze auf den Vorarlberger Unternehmergeist und die Bereitschaft unserer Familienbetriebe, dass sie sich – trotz Gegenwind – weiter fürs Ländle entscheiden!