Erstes Palliatives Straßenfest: Das Leben lustvoll feiern

Vor den Toren der Palliativstation in Hohenems steigt am Samstag das 1. Palliative Straßenfest.
Hohenems Im November 2023 war der Schweizer Palliativmediziner Steffen Eychmüller zu einem Vortrag in Hohenems. Dabei kam er auch auf ein besonderes Projekt zu sprechen, das er in Basel umgesetzt hatte. Es ging um ein palliatives Straßenfest.
Die Idee, die immer noch weitgehend tabuisierten Themen von Trauer, Krankheit, Tod und Sterben auf eine etwas andere Art in die Öffentlichkeit zu transportieren, ließ das Palliativteam, allen voran Oberarzt Otto Gehmacher und Andrea Moosbrugger, nicht mehr los. Jetzt wurden Nägel mit Köpfen gemacht. Am Samstag, 28. Juni 2025, steigt vor den Toren der Palliativstation in Hohenems das 1. Palliative Straßenfest. Von 10 bis 21 Uhr erwartet die Besucher ein Programm voller Lebensfreude. Veranstalter ist die „Gesellschaft zur Unterstützung von Palliative Care in Vorarlberg“. Sie wurde 2005 gegründet mit dem Ziel, das Bewusstsein für die Möglichkeiten der Palliativpflege in die Breite zu bringen. „Der assistierte Suizid ist keine Lösung. Es gibt eine Alternative, zu der jeder seinen Beitrag leisten kann“, sagt Präsident Wolfgang Götze.
Eigene Initiativen gestartet
Die Gesellschaft tut dies seit bald 20 Jahren. Ihre Mittel erhält sie vorwiegend aus Spenden von Angehörigen. Ursprünglich unterstützte der Verein die Palliativstation im LKH Hohenems etwa beim Ankauf von Bildern und Druckmitteln, übernahm Kosten für Veranstaltungen sowie Palliativlehrgänge und sponserte wissenschaftliche Arbeiten. Inzwischen stößt sie auch selbst Aktionen an, vor allem im Rahmen der Initiative „Sorgekultur in Vorarlberg“. So brachte das Projekt „Palliative care goes school“ das Thema an zahlreiche Schulen, und auch das Literaturprojekt „gute letzte tage“ oder der Ideenwettbewerb „leb.endlich“ fanden große Resonanz. Götze hat schon den Eindruck, dass sich etwas bewegt: „Besucher- und Teilnehmerzahlen zu den verschiedensten Anlässen lassen darauf schließen“, ist er positiv gestimmt. Auf der aktuellen Agenda ganz oben steht ein engeres Zusammenrücken mit dem Hospiz am See. Zuerst jedoch kommt das palliative Straßenfest.

Führungen durch die Station
Die Auseinandersetzung mit dem Tod und die Freude am Leben müssen keine unvereinbaren Gegensätze sein. Deshalb soll beim palliativen Straßenfest das Leben gefeiert, das Sterben aber nicht an den Rand gedrängt werden. „Die Veranstaltung möchte einen niederschwelligen Zugang zum Thema ermöglichen“, betont Wolfgang Götze. Entsprechend bunt ist das für Kinder und Erwachsene gestaltete Angebot an diesem Tag. Es gibt unter anderem verschiedene Markt- und Verkaufsstände, ein Cafe „Trost“ und ein Atelier der Erinnerung. Auch an Musikalischem fehlt es nicht. Um 11.15 Uhr gibt etwa der eigens gegründete Palliativ-Chor seine Premiere. Am Abend steht Prinz Grizzley auf der Bühne. Zwischen den Musikbeiträgen wird es kurze Interviews mit Persönlichkeiten aus unterschiedlichen sozialen Bereichen zur Sorgekultur als solche geben. Interessierte können im Rahmen von halbstündigen Führungen die Palliativstation besichtigen. Dem Wetter, in welcher Form auch immer, wird getrotzt, denn das Straßenfest findet in jedem Fall statt. Bei Schlechtwetter werden Teile des Programms einfach ins Gebäude der Palliativstation verlegt.
Weitere Infos: www.palliative-care-vorarlberg.at
