Eine Geschichte von Teilung, Utopie und Nachhall

Yfaat Weiss stellt am Dienstag im Jüdischen Museum Hohenems ihr Buch vor.
Hohenems Am kommenden Dienstag, dem 15. Juli, um 19.30 Uhr wird das Jüdische Museum Hohenems Schauplatz einer literarisch-historischen Auseinandersetzung: Die israelisch-deutsche Historikerin Yfaat Weiss wird ihr neues Buch „Verfehlte Mission. Das geteilte Jerusalem und die Vereinten Nationen“ vorstellen.
Im Jahr 1925 wurde die Hebräische Universität auf dem Mount Scopus in Jerusalem gegründet. Das Projekt stand der Organisation Brit Shalom nahe, die sich einer Friedenslösung mit der arabischen Bevölkerung und einem binationalen Staat verschrieben hatte. Eine Utopie, die bekanntlich nicht Realität werden durfte. Im Jahr 1947 beschloss die Generalversammlung der Vereinten Nationen den Teilungsplan für das britische Mandatsgebiet Palästina. Jerusalem, die „heilige Stadt“, war von diesem Plan ausgenommen und sollte ungeteilt in die Obhut der UN übergehen. Doch der arabisch-israelische Krieg von 1948 vereitelte diesen Plan. Jerusalem wurde in Ost und West geteilt, wobei sich im Nordosten der Stadt eine Exklave befand.
Über die wechselhafte Geschichte dieser Exklave bis zum Sechstagekrieg 1967 hat die Historikerin Yfaat Weiss ein Buch vorgelegt. Darin behandelt sie die vergeblichen Versuche der UN, Frieden zwischen den Konfliktparteien Jordanien und Israel zu stiften, sowie die Souveränitätsansprüche der beiden Länder und den Umgang mit dem deutsch-jüdischen Kulturerbe vor Ort. Sie beschreibt ausgelagerte Bestände der Nationalbibliothek, die zu verwaisen drohten, zwischenzeitlich verlassene Institute der Hebräischen Universität, einen Zoo mit hungernden Tieren, ein zweckentfremdetes Gelände des deutschen Auguste-Viktoria-Krankenhauses auf dem Ölberg sowie das palästinensische Dorf Issawiya, das sich in der Exklave befindet. Hier reicht die Geschichte bis in unsere Gegenwart hinein.
Im Gespräch mit Hanno Loewy stellt Yfaat Weiss an diesem Abend ihr Buch vor und diskutiert, welche Auswirkungen die verfehlte UN-Mission hatte und wie diese bis heute nachhallen. Yfaat Weiss lehrt Neuere und Jüdische Geschichte in Jerusalem und Leipzig, wo sie das Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur leitet. Sie hat unter anderem zur Geschichte der Hebräischen Universität, zum literarischen Gebrauch des Hebräischen in Europa in der Zwischenkriegszeit sowie zur Geschichte des Zionismus publiziert. 2012 erhielt sie den Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken für die deutsche Ausgabe ihres Buches „Verdrängte Nachbarn. Wadi Salib – Haifas enteignete Erinnerung”.