Flammen im altehrwürdigen Haus: Dornbirner Hotelier angeblich erpresst

06.11.2025 • 12:38 Uhr
Gericht
Zwei der Angeklagten werden von der Justizwache in den Verhandlungssaal geführt. VN/gs (2)

Brandstiftung, Versicherungsbetrug, Drohungen, Erpressung: Was sich derzeit am Feldkircher Gericht abspielt, erinnert an einen Mafia-Thriller.

Dornbirn Das Hotel schrieb Dornbirner Stadtgeschichte. Logierte doch einst sogar Erzherzog Eugen darin. Nicht umsonst steht es unter Denkmalschutz. Im September vergangenen Jahres musste es von der Feuerwehr geschützt werden. Vor seinem vollständigen Abbrennen. Denn zweimal hintereinander, und das binnen kürzester Zeit, loderten Flammen darin.

Videoaufzeichnungen lieferten den Beweis: Es war Brandstiftung. Zwei Täter verschütteten großflächig Brandbeschleuniger auf dem Boden und einer Treppe. Einmal im Hotel, ein anderes Mal in einer dazugehörigen, benachbarten Villa. Nur Großeinsätze der Feuerwehren konnten ein Inferno verhindern, während akute Explosionsgefahr herrschte. Glücklicherweise hielten sich keine Gäste im Hotel auf. Zwei Benzinkanister wurden aufgefunden.

Gericht
Richter Martin Mitteregger führt die Verhandlung.

Dann, einige Tage später, konsultierte der Hoteleigentümer einen Anwalt. Er sprach davon, erpresst zu werden. Bis zu 140.000 Euro soll er bezahlen, denn ansonsten werde es wieder brennen und auch Gewalt geben. Der angebliche Erpresser war dem Hotelier bekannt. Zwei Mal übergab er ihm Geld. Einmal 6000 Euro, beim zweiten Mal 10.000. Bei der letzten Übergabe schlug die Polizei zu.

Ex-Bauunternehmer

Beim Tatverdächtigen handelt es sich um einen ehemaligen, 36-jährigen Bauunternehmer in Vorarlberg aus Aserbaidschan. Es ist der Erstangeklagte bei der Verhandlung am Landesgericht Feldkirch. Und der “Dreh- und Angelpunkt des Ganzen”, wie es Staatsanwältin Karin Dragosits formuliert. Beim 27-jährigen Zweitbeschuldigten handelt es sich um jenen Mann, der gemeinsam mit einem – derzeit noch flüchtigen Täter – die Brände gelegt haben soll. Der Drittangeklagte (45) ist ein österreichischer Immobilienbesitzer, der jedoch nicht in Zusammenhang mit den Bränden im Dornbirner Hotel steht. Allerdings kennt auch er den Hauptbeschuldigten.

Laut Anklage soll er den Aserbaidschaner beauftragt haben, mehrere seiner Immobilien anzuzünden. Unter anderem auch ein Ferienhaus im Bregenzerwald, das tatsächlich in Schutt und Asche gelegt wurde. Wegen des Abkassierens der Versicherungssumme. Doch der Drittangeklagte leugnet.

Gericht
Staatsanwältin Karin Dragosits und Privatbeteiligtenvertreter Martin Mennel.

“Wurde selbst beauftragt”

Der Hauptbeschuldigte gesteht bei der Einvernahme durch Richter Martin Mitteregger, die Brandstiftungen in Auftrag gegeben zu haben. Allerdings sei auch er selbst dazu beauftragt worden. Nämlich vom Dornbirner Hotelier selbst. “Als ich mit zwei meiner Bauarbeiter, die ansonsten dunkle Geschäfte machen, mit dem Hotelier auf einer Terrasse saß, fragte er mich, ob man das Hotel nicht explodieren lassen könne.” Diese Aussage brachte dem 36-Jährigen eine zusätzliche Anklage wegen Verleumdung ein. Der inhaftierte Brandstifter erklärt als Zweitangeklagter lediglich, wie er die Brände gelegt hatte. Über den Auftraggeber schweigt er sich allerdings aus.

Prozess vertagt

Wegen der fortgeschrittenen Zeit vertagt Richter Martin Mitteregger den Prozess. Als Nächstes wird dann der Hotelier als Hauptzeuge vernommen.