Konflikte durch Mobbing: “Suspendierungen an Schulen gehen durch die Decke!”

Die Anfragebeantwortung der Schullandesrätin zur Mobbingsituation in Vorarlberg enthüllt laut den Neos fragwürdige Details.
Bregenz Nach dem tragischen Suizidfall eines 14-jährigen Schülers klagen dessen Eltern nun die Vorarlberger Bildungsdirektion bzw. die Republik Österreich als Schulerhalterin. Wegen unterlassener Intervention beim Mobbing ihrer minderjährigen Tochter verklagen auch noch andere Eltern in einem weiteren Fall die Bildungsdirektion (die VN berichteten).
Für die Vorarlberger Neos zeigt sich damit deutlich, “dass Mobbing kein harmloser Spaß, sondern ein ernst zu nehmendes Problem ist”, begründen die Neos ihre Anfrage an Schullandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP).
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Nun liegt die Anfragebeantwortung vor. Mit teilweise brisantem Inhalt. In einem den VN vorliegenden Dossier der Mobbingkoordinationsstelle ist etwa von 92 Suspendierungen von Schülern im Schuljahr 2023/24 die Rede. Im Schuljahr 2024/25 stieg die Zahl auf 116 Fälle, also eine Steigerung von über 25 Prozent. In der Anfragebeantwortung allerdings ohne nennenswerte Begründung.
Was Landtagsabgeordnete Fabienne Lackner (Neos) so kommentiert: “Die Suspendierungen gehen in Vorarlberg durch die Decke! Derzeit stehen viele Jugendliche nach einer Suspendierung ohne Unterstützung und ohne Plan da und verbringen die Zeit dann etwa im Einkaufszentrum. Künftig soll es eine Neuregelung auf Bundesebene geben, die eine sozialpädagogische Begleitung während der Suspendierung beinhaltet und die Eltern stärker in die Pflicht nimmt.”

Deutlicher Rückgang
Interessant erscheint auch ein offensichtlich deutlicher Rückgang der Mobbingzahlen in Vorarlberg. Während im Schuljahr 2022/23 noch 222 Fälle verzeichnet wurden, gab es im Schuljahr 2024/25 “nur” 96 Anfragen zu Konflikten, und dabei nicht alle mit Mobbingtendenz. Für Lackner wirft das Fragen auf: “Ist die deutlich geringere Zahl an Mobbingfällen Ausdruck wirksamer Prävention oder ein Hinweis darauf, dass die neu strukturierte Koordinationsstelle noch nicht ausreichend bekannt oder angenommen wird? Eine genaue Analyse vonseiten der Landesverantwortlichen ist dringend erforderlich.”
Keine Disziplinarmaßnahmen
Auf Fragen nach dienstrechtlichen oder organisatorischen Konsequenzen nach bekannt gewordenen Mobbingfällen wird in der Anfragebeantwortung keine Auskunft gegeben und auf laufende Verfahren hingewiesen. Seit dem Jahr 2020 gingen neun Beschwerden wegen unzureichender Intervention ein, doch wurden keine Disziplinarmaßnahmen gesetzt. Auch gibt es kein digitales Meldesystem für Mobbingfälle. Jeder Fall läuft individuell, laut Dossier gibt es keine standardisierten Abläufe, Nachvollziehbarkeit und Transparenz würden fehlen.
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Keine Fortbildungen
Zwei geplante Fortbildungen für Schulleitungen im Schuljahr 2024/25 scheiterten an den Rahmenbedingungen bei der Honorargestaltung der Pädagogischen Hochschule (PH) Vorarlberg.
“Sozialtraining”-Fortbildungen in Schloss Hofen finden wegen fachlicher Kritik nicht statt. Und ebenso wenig an der Pädagogischen Hochschule, weil der entsprechende Referent die Zusammenarbeit aus Gründen der Honorarhöhe und Abrechnungsmodalitäten ablehne. Nach interner Priorisierung wurden diese Fortbildungsmittel in Qualifizierungen zu Autismus und Autismusberatung umgeschichtet, heißt es im kritischen Dossier weiter.