“Was Menschen stärkt, das bleibt” – 60 Jahre Bildungshaus Batschuns

Christof Abbrederis über Transformation, Tradition und die Kraft des Rückzugs.
Rankweil Wenn Christof Abbrederis über das Bildungshaus Batschuns spricht, tut er das mit einer Mischung aus Respekt vor der Geschichte und großer Begeisterung für das, was hier heute geschieht. Der Blick über das Rheintal, die Ruhe der Voralpenlandschaft, der klare Horizont – all das sei mehr als eine schöne Kulisse. “Ausblick und Weite”, sagt er, “waren von Beginn an Teil der Vision.” Eine Vision, die vor 60 Jahren erstaunlich modern war, so Abbrederis.
Gegründet wurde das Haus vom Monsignore Fasching gemeinsam mit den Frohbotinnen, einem Laienorden, der damals in Batschuns wirkte. “Schon in den 1960ern wollte man hier die großen Fragen der Zeit diskutieren – offen, dialogorientiert und weit über das rein Kirchliche hinaus”, erzählt Abbrederis. Die christlichen Werte blieben, doch die Haltung war immer weltgewandt. Seit der Übergabe im letzten Jahr wird das Haus von einer kooperativen Trägerschaft geführt – jeweils zur Hälfte kirchlich und weltlich.
Dialog statt Dogma
Das Bildungshaus war früh ein Ort des offenen Austauschs – und ist es bis heute. Große theologische Vorträge, kritische Stimmen, progressive Expertinnen und Experten prägten die vergangenen Jahrzehnte. “Wir waren immer ein Haus des Dialogs”, sagt Abbrederis. Interreligiöse und interkulturelle Begegnungen gehören ebenso dazu wie die Kunst, die in Batschuns traditionell einen hohen Stellenwert hat.
Was viele Gäste sofort spüren – Abbrederis lächelt, als er darüber spricht – ist der besondere Charakter des Hauses: “Wir liegen gut erreichbar und sind trotzdem über den Dingen. Genau dieser kleine Abstand zum Alltag macht vieles möglich.”
Bildung als Begleiter von Veränderungen
Die Gegenwart sieht Abbrederis geprägt von tiefgreifenden Umbrüchen. Transformation sei kein neues Phänomen, betont er, “aber sie hat sich beschleunigt.” Pandemie, Digitalisierung, soziale Medien, künstliche Intelligenz, Umweltfragen – all das sorge für Dynamik, für Unsicherheit, für Orientierungsbedarf.

“Unser Anspruch ist, Menschen in diesen Veränderungen zu begleiten und sie handlungsfähig zu halten.” Dabei bleiben die Werte stabil: Begegnung, Diskurs, Austausch. Mehr denn je brauche es Räume, in denen echte Gespräche stattfinden – jenseits digitaler Schnellreaktionen.
Von Elternbildung über gesellschaftliche Teilhabe bis zur langjährigen Palliativausbildung reicht das Programm. “Von der Wiege bis zur Bahre”, sagt Abbrederis, “begleiten wir Menschen, die Verantwortung tragen – beruflich wie privat.”
Der Rückzug als Zeitgeschenk
Besonders stark nachgefragt sind die Rückzugskurse und Exerzitien. Schweigeseminare, persönliche Gespräche, spirituelle Impulse – Angebote für Menschen, die Kraft schöpfen wollen. “Dieses bewusste Zu-sich-Kommen ist ein Zeichen der Zeit”, sagt Abbrederis. Am Wochenende etwa widmet sich ein Kurs ganz dem Thema Traum. “Man ist hörend, aber nicht sprechend – und findet so oft zu neuer Klarheit.”

Trotz der inhaltlichen Stärke spürt auch Batschuns die finanziellen Realitäten. Förderungen sinken, viele Unternehmen sparen bei der Bildung. “Gerade jetzt wären Orte wie dieser wichtiger denn je”, ist Abbrederis überzeugt. “Für eine Zukunft, die gerechter und solidarischer wird.”
Deshalb setzt das Bildungshaus bewusst auf Kooperationen – etwa mit der Caritas, der Diözese, dem Vorarlberger Kinderdorf und Connexia. “Gemeinsam entwickeln wir das Programm weiter. Das ist unser strategischer Weg für die nächsten Jahre.”
Könige zum Jubiläum
Ein Bonner Künstler zeigt zum 60-Jahr-Jubiläum Königsfiguren aus Holz. Diese Figuren können nicht käuflich erworben werden, sondern sie werden beheimatet. Ganz im Sinne des Bildungsbegriffs, dass Dinge nur angestoßen werden können, werden diese Figuren am Sonntag, 7. Dezember in zahlreiche Einrichtungen des Landes versandt.
Was Menschen stärkt, das bleibt
Das Bildungshaus Batschuns feiert am Sonntag, 7. Dezember sein Jubiläum und das wünscht sich Abbrederis abschließend: “Dass es weiterhin ein Ort bleibt, an dem Menschen sich begegnen, wachsen, innehalten – und Mut für die Zukunft schöpfen.”
Vielleicht ist es genau diese Mischung aus Tradition, Offenheit und Weitblick, die Batschuns auch die nächsten 60 Jahre tragen wird.
60 Jahre Bildungshaus Batschuns
WANN Sonntag, 7. Dezember 2025
10 Uhr – Eröffnung mit Gottesdienst
11 Uhr – Themenräume zu den Bildungsschwerpunkten
Musik, Kulinarik, Gespräche
14 Uhr – Impulsvortrag zum Thema Würde
16 Uhr – Entsendung der Königsfiguren auf Bildungsreise