“Passieren muss jetzt trotzdem was”

An den Stammtischen wird das Schweizer Billag-Votum eifrig diskutiert.
Widnau Kein Tag wie jeder andere in der Widnauer Kult-Beiz „Habsburg“ am gestrigen Sonntag – dort, wo sich der Generaldirektor mit dem Straßenkehrer zum Bier trifft. Zum einen hat der erste Vorfrühlingstag die Gäste in Scharen in den Gastgarten gelockt, zum anderen wird eifrig vor allem über ein Thema diskutiert: das Resultat der Schweizer Volksabstimmung über die Rundfunk- und Fernsehgebühren.
Zu viele „Kassierer“
Werner Heule (65) macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. „Ich hab’ für die Initiative gestimmt. Beim staatlichen Fernsehen und Rundfunk wird der Bürger abgezockt, wird zum Teil mehr als nur einmal durch die Gebühren belastet. Es hätte uns gutgetan, wäre das Ergebnis anders ausgefallen. Dann hätte man das ganze Fernsehwesen neu aufstellen müssen.“ Heule verheimlicht nicht, dass er von der SVP ist und sich für die Initiative engagiert hat. Enttäuscht will er sich trotz des klaren Votums nicht geben. „Es muss jetzt trotzdem was passieren.“ Gattin Cornelia pflichtet ihm bei. Sie stört speziell, „dass beim Schweizer Fernsehen zu viele der Oberen viel zu viel kassieren. Das gehört alles reformiert.“
Zufriedenes Trio
Einen Tisch weiter sitzen Reto, Rälf und Michael. Die drei sind sich einig: „Wir sind froh, dass die Volksabstimmung so ausgegangen ist, wie sie ist“, sagt Michael stellvertretend für seine Kumpel, die zustimmend nicken. „Es ist ein wunderbares Ergebnis“, fügt Reto an. Er stört sich auch nicht wirklich an der Höhe der Gebühren, die im Jahr pro Gerät umgerechnet 390 Euro beträgt. „Klar“, sagt Reto, „könnte es ein bisschen billiger sein. Aber mir ist wichtig, dass wir einen unabhängigen Rundfunk und ein unabhängiges Fernsehen haben. Und das muss uns was wert sein.“
Klar, und darin sind sich die drei einig, solle man jetzt reformieren. „Die Gehälter der Bosse gehören reduziert. Die sind zu hoch. Aber die Grundfesten eines unabhängigen Rundfunks dürfen nicht erschüttert werden. Und das werden sie bei diesem Ergebnis auch nicht“, freut sich Michael. Es gehe hier schließlich um die Entfaltung der Kultur und die Stärkung der Regionen. „Das ist nur möglich, wenn wir ein staatliches Fernsehen haben, für das man nun mal auch Gebühren einhebt“, meint Rälf.
Faire Diskussion
Viel sei vor der Abstimmung über das Thema vor allem auch an den Stammtischen in der „Habsburg“ diskutiert worden. „Es gab dazu die unterschiedlichsten Ansichten. Gerade letzte Woche war da an einem Tisch eine Gruppe, die sich geschlossen für die Abschaffung der Gebühren ausgesprochen hat“, betont Michael. Die Diskussion sei jedoch immer fair und ohne Bösartigkeiten verlaufen. „Und dass es darüber nun eine Abstimmung gab, ist auch okay“, ergänzt Reto.
Das finden auch Fränzi und David vom Tisch nebenan. „Wir haben nicht abgestimmt“, gibt Fränzi zu. Sie sei aber mit dem Ergebnis einverstanden. „Aber wäre es anders gekommen, hätte ich das auch nicht als Drama gesehen.“
„Wir brauchen ein unabhängiges Fernsehen für die Kultur und die Regionen.“
