Minister Schallenberg sieht Ziel bei Integration noch nicht erreicht

Politik / 05.09.2019 • 08:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Mitglieder des Expertenrats für Integration präsentierten am Mittwoch den Integrationsbericht. APA
Mitglieder des Expertenrats für Integration präsentierten am Mittwoch den Integrationsbericht. APA

Zuwanderung sinkt, Handlungsbedarf bleibt. Minister sieht Ziel noch nicht erreicht.

Wien Die Zuwanderung nach Österreich sinkt, die Herausforderungen bleiben groß. Das ist das Resümee des aktuellen Integrationsberichts. Die Asylantragszahlen gehen zurück, die Flüchtlinge beginnen am Arbeitsmarkt langsam Fuß zu fassen, auch in den Schulen sind sie gut angekommen. Das bedeutet aber nicht, dass die Zielgruppe der zu integrierenden Migranten kleiner wird, stellt der Expertenrat für Integration fest. Minister Alexander Schallenberg meint, dass vor allem den vielen Flüchtlingen in Österreich noch ein harter langer Integrationsweg bevorstehe.

Intensivere Anstrengungen nötig

Von den 8,86 Millionen Menschen, die in Österreich leben, hat fast jeder Vierte Migrationshintergrund. In Wien liegt die Quote bei 45,3 Prozent, gefolgt von Vorarlberg mit 26,2 Prozent. Im vergangenen Jahr ist Österreich um 35.300 Personen gewachsen, Vorarlberg wurde um 1288 Personen größer. Die Zahlen sind geringer als im Jahr zuvor, unter anderem, weil es weniger Asylanträge gab , heißt es im Integrationsbericht. Knapp 14.000 Ansuchen wurden 2018 gestellt, 2017 waren es noch rund 25.000. Diese Entwicklung dürfe die Politik aber nicht veranlassen, die Integration zu vernachlässigen. Vielmehr brauche es intensivere Anstrengungen, erklärt der Expertenrat für Integration. Vorsitzende Katharina Pabel empfiehlt, den Fokus nun weg vom Migrationsmanagement hin auf längerfristige Integration zu legen.

Maßgeblich für die Integration seien der Bildungsbereich und der Arbeitsmarkt. Die größte Herausforderung ist laut Expertenratsmitglied Gudrun Biffl die Sprache. 15,5 Prozent der Schüler in Österreich sind nicht österreichische Staatsbürger. Für jeden vierten ist Deutsch nicht die erste Umgangssprache. Bei Schülern mit Migrationshintergrund, die in zweiter Generation in Österreich leben, sei der Anteil besonders hoch. Für sie brauche es mehr Förderungen, sagt Biffl. Sie schlägt höhere Investitionen in den Sprachunterricht vor, verstärkte außerschulische Jugendarbeit sowie eine Verbesserung der Kommunikation zwischen Eltern und Schulen. In Wien ist der Anteil von Schülern mit nichtdeutscher Umgangssprache mit 51,9 Prozent am höchsten, gefolgt von Vorarlberg  mit 26,4 Prozent.

Aufholbedarf haben Zuwanderer, speziell Flüchtlinge auch am Arbeitsmarkt. So lag die Erwerbsbeteiligung von Personen ohne Migrationshintergrund 2018 bei 75,3 Prozent, jene von Flüchtlingen aus Afghanistan, Syrien und dem Irak bei 35,7 Prozent. Immerhin: Binnen eines Jahres ist letzterer Prozentsatz von 27,1 Prozent ordentlich gestiegen. Dass 53 Prozent der seit 2011 nach Österreich gekommenen Asylwerber einer Tätigkeit nachgingen, müsse Österreich in Europa einmal jemand nachmachen, meint Biffl außerdem.

Lob und Kritik

Die Parteien reagierten unterschiedlich auf die Ergebnisse des Integrationsberichts. Während die SPÖ vor allem die Integrationspolitik von Türkis-Blau kritisierte, stellten die Neos die Bildung in den Mittelpunkt. Die ÖVP sieht noch Handlungsbedarf, ist aber mit den Entwicklungen zufrieden.

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