Maskenpflicht ist in Nachbarländern eher die Regel

Politik / 19.07.2020 • 20:00 Uhr
Maskenpflicht ist in Nachbarländern eher die Regel
Von einem Ende der Pflicht in Bayern will Ministerpräsident Söder nichts wissen. AFP

Von Bayern bis Italien gelten strengere Regeln.

WIEN Mit den steigenden Infektionszahlen werden in Österreich wieder Pläne für eine Wiedereinführung der Maskenpflicht geschmiedet. Ein Blick in die Umgebung zeigt Überraschendes: Die meisten Länder haben strengere Hygienebestimmungen beibehalten.

Vor dem Wochenende sah Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) noch keine Notwendigkeit, den Mund-Nasen-Schutz wieder einzuführen. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) war vorsichtiger: „Wir werden die Masken wieder brauchen“, lässt er überhaupt schon länger wissen. Heute soll entschieden werden. Eine Maske kann die Ausbreitung des Virus nicht verhindern, aber bremsen, betont Werner Windhager, Sprecher der staatlichen Gesundheitsagentur AGES: „Dies betrifft vor allem Situationen, wo mehrere Menschen zusammentreffen und sich dort länger aufhalten oder der physische Abstand von mindestens einem Meter nicht immer eingehalten werden kann, zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln.“ In Österreich gab es bis Juni eine Maskenpflicht in Geschäften und Lokalen. Aufgrund niedriger Infektionszahlen wurde sie aufgehoben. Andere Länder waren zögerlicher.

Söder bekennt sich zur Pflicht

Im deutschen Bundesland Bayern bekannte sich Ministerpräsident Markus Söder erst Anfang Juli wieder zur Maskenpflicht: „Die Maske jetzt abzuschaffen, würde nicht nur ein Gefühl der großen Unsicherheit neu beleben, es könnte tatsächlich auch die Infektionsraten steigen lassen.“ Laut einer Maßnahmenverordnung, die bis zum 2. August gilt, müssen im Handel und in anderen Bereichen nicht nur eineinhalb Meter Abstand gehalten werden, zumindest Kunden müssen auch einen Mund-Nasen-Schutz tragen. In Bierlokalen und anderen Wirtshäusern dürfen Gäste die Maske nur an ihrem Platz ablegen.

In Frankreich, Kroatien, der Slowakei, Ungarn und Slowenien ist das Tragen eines Mundschutzes in geschlossenen Räumen, die öffentlich zugänglich sind, grundsätzlich Pflicht. In Frankreich ist die ursprünglich für August geplante Einführung einer solchen Regelung gerade erst vorgezogen worden. In Slowenien sind sogar Versammlungen mit mehr als zehn Personen noch immer verboten. Ausnahme: Werden Namenslisten geführt, dürfen es bis zu 50 sein.

Besonders striktes Italien

Besonders streng sind die Bestimmungen in Italien: Vielerorts, zum Beispiel in Geschäften, seien Mund-Nasen-Schutz und Einweghandschuhe vorgeschrieben, informiert das deutsche Außenamt. Bei Behörden und Museen werde mit einem Scanner bisweilen die Körpertemperatur gemessen. Praktisch überall in Europa bzw. auch in Österreich ist es in öffentlichen Verkehrsmitteln notwendig, Mund und Nase zu bedecken. In der Schweiz ist bis zuletzt nicht einmal das der Fall gewesen. Erst seit wenigen Wochen gibt es auch hier eine Maskenpflicht in Bus und Bahn. Mehr könnte folgen: Der wissenschaftliche Beraterstab des Bundesrates, die „Swiss National Task Force“, empfiehlt eine generelle Maskenpflicht. Zahlreiche Studien hätten mittlerweile gezeigt, dass das ein wirkungsvoller Beitrag zur Eindämmung des Infektionsgeschehens ist. Überhaupt: „Es freiwillig zu tun, fällt den Einzelnen schwer, wenn sie sich damit in der Minderheit sehen. Die Maskenpflicht löst dieses Problem.“ JOH