Konflikt eskaliert

Schwerste Auseinandersetzungen seit Jahren zwischen Israel und Palästinensern.
gaza-stadt, tel aviv Die radikalislamische Hamas hat nach eigenen Angaben am Dienstagabend 130 Raketen auf die israelische Großstadt Tel Aviv abgefeuert. Die Hamas, erklärte, die Raketenangriffe seien die Antwort auf einen israelischen Luftangriff, bei dem zuvor ein Hochhaus im Gazastreifen zerstört worden war. In Tel Aviv heulten die Alarmsirenen.
Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) zeigte sich unterdessen nach einem Telefonat mit dem Außenminister der Palästinensischen Autonomiebehörde, Rijad al-Maliki, auf Twitter „tief besorgt von der Spirale der Gewalt und den anhaltenden Raketenangriffen aus Gaza“. Schallenberg forderte eine „unverzügliche Deeskalation“. Er bedauere zutiefst den Tod von Zivilisten, erklärte Schallenberg.
Der deutsche Außenminister Heiko Maas verurteilte die massiven Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf Israel scharf. „Dass es jetzt noch eine derartige Eskalation der Gewalt gibt, ist weder zu tolerieren noch zu akzeptieren, und das haben wir auch gegenüber der Palästinensischen Autonomiebehörde sehr deutlich gemacht“, sagte Maas am Dienstagabend bei seinem Italien-Besuch in Rom.
Haus völlig zerstört
Das zwölfstöckige Haus im Stadtzentrum von Gaza, in dem sich auch mehrere Büros der radikalislamischen Hamas befanden, stürzte vollständig ein, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Übrig blieb nur ein Trümmerhaufen, über dem schwarzer Rauch aufstieg. Auch mehrere benachbarte Gebäude wurden beschädigt. Über Tote oder Verletzte lagen zunächst keine Angaben vor.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte zuvor angekündigt, die Angriffe auf das Palästinensergebiet als Reaktion auf massiven Raketenbeschuss zu verstärken.
Seit Freitag eskaliert die Gewalt zwischen Palästinensern und Israelis im Nahen Osten. Als Reaktion auf den Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen griff das israelische Militär massiv Ziele in dem Küstenstreifen an. In Ashkelon im Süden Israels wurden am Dienstag zwei Frauen durch den Raketenbeschuss getötet, die meisten Raketen fing das israelische Abwehrsystem „Iron Dome“ ab. Nach Angaben der israelischen Polizei wurden in der besonders schwer beschossenen Küstenstadt Aschkelon zwei Menschen getötet. Dem Rettungsdienst Zaka zufolge handelt es sich um Frauen, die in ihren Häusern von Raketen getroffen wurden. Ein Armeesprecher sagte, im Gazastreifen seien mindestens 15 Mitglieder der islamistischen Hamas und des militanten Islamischen Dschihads getötet worden. Dem Gesundheitsministerium in Gaza zufolge starben im Zuge der Gewalt bislang 26 Menschen, darunter neun Kinder. Nach Berichten örtlicher Medien und von Augenzeugen wurden drei Kinder durch israelische Luftangriffe getötet, die übrigen sechs durch fehlgeleitete Raketen von Extremisten.
Es begann am Tempelberg
In den vergangenen Tagen hatte es vor allem in Jerusalem – und dort insbesondere auf dem Tempelberg – mehrfach Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gegeben. Auslöser waren Polizei-Absperrungen an der Altstadt sowie drohende Zwangsräumungen von palästinensischen Familien im Viertel Scheich Dscharrah. Auch in israelischen Ortschaften im Norden und Süden kam es zu Konfrontationen.

Eine Frau bringt ihr Kind in Gaza-Stadt in Sicherheit.
