Rendi-Wagner geht aufs Ganze

Politik / 13.07.2021 • 19:00 Uhr
Rendi-Wagner geht aufs Ganze
Zwischen der Bundesparteichefin und Burgenlands Landeshauptmann kam es zum offenen Streit. APA

Streit mit Doskozil eskaliert zunehmend: Ludwig weist Nachfolgespekulationen zurück.

Wien Seit der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) den Zustand seiner Partei mit dem der ÖVP unter Reinhold Mitterlehner vor Übernahme durch Sebastian Kurz verglichen hat, nimmt sich die Vorsitzende kein Blatt mehr vor den Mund: Pamela Rendi-Wagner wirft ihm vor, sie mobben und stürzen zu wollen, wie der nunmehrige FPÖ-Obmann Herbert Kickl im Frühjahr seinen Vorgänger Norbert Hofer. „Aber ich bin nicht Norbert Hofer und werde dieser destruktiven Art keinen Millimeter weichen“, so Rendi-Wagner.

“Eine Beflegelung”

Wie’s im Alltag läuft aus ihrer Sicht, schilderte sie Montagabend im „Puls 4/24-Sommergesrpräch“: Nachdem bekannt geworden war, dass afghanische Staatsbürger in Wien eine 13-Jährige getötet haben könnten, habe sie Doskozil um eine gemeinsame Erklärung für die Öffentlichkeit gebeten. Er habe geantwortet, dass er nichts dazu sage, sich wenig später aber doch geäußert; und zwar allein. Das zeige, dass er „sehr inkonsequent“ und „unehrlich“ sei. „Das ist ja eine Beflegelung“, erwiderte Doskozil gestern empört: „So agiert nicht einmal der politische Gegner im Burgenland gegen meine Person.“

In der SPÖ ist die Vorsitzende geschwächt, seit sie auf dem Parteitag Ende Juni als einzige Kandidatin von nur 75 Prozent bestätigt wurde. Nachfolgespekulationen häufen sich. Doskozil dementiert, übernehmen zu wollen: „Ich habe immer gesagt, ich bin gewählt im Burgenland und bleibe im Burgenland.“ Wiens Bürgermeister Michael Ludwig weist Berichte zurück, dass etwa Finanzstadtrat Peter Hanke Vorsitzender werden könnte.

Hopfner für Beilegung

Führende Sozialdemokraten aus Vorarlberg stehen klar aufseiten Rendi-Wagners: Nach dem scheidenden Landeschef Martin Staudinger im VN-Sommergespräch erklärt auch sein voraussichtlicher Nachfolger Thomas Hopfner, sie auf dem Bundesparteitag gewählt zu haben. Die 75 Prozent seien eine „Selbstbeschädigung“ gewesen, zumal „niemand im Vorfeld Kritik geäußert hat“. Rendi-Wagners nunmehrige Emotion kann Hopfner nachempfinden, fordert jedoch eine Streitbeilegung. Die Leute hätten andere Sorgen: „Jetzt braucht es ein Exit-Szenario, wo nicht alle verlieren.“

Johannes Huber, Michael Prock