Klima-Hoffnungsschimmer

Politik / 16.09.2021 • 22:51 Uhr
Carbon-Clock: Es bleibt wenig Zeit.
Carbon-Clock: Es bleibt wenig Zeit.

Wenn alle Staaten ihre Versprechen halten, könnte sich das Blatt noch wenden.

Wien Viele Länder wollen bis 2050 klimaneutral sein. Setzen sie das tatsächlich um, würden die Pariser Klimaziele wieder realistischer. Das geht aus einem Beitrag im Fachblatt „Nature Climate Change“ hervor. Demnach würde die Klimaerwärmung bis 2100 auf zwei bis 2,4 Grad Celsisus beschränkt, wenn die Staaten ihre Versprechen halten.

131 Länder wollen einsparen

Die EU hat sich das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 im vergangenen Jahr rechtlich bindend gesetzt. Ab dann dürfen in den Mitgliedsstaaten nicht mehr Treib­hausgase ausgestoßen, als anderweitig kompensiert werden. In einem Zwischenschritt will man bis 2030 mindestens 55 Prozent weniger Treibhausgas ausstoßen als im Vergleichsjahr 1990. Der mittlerweile größte CO2-Emissionsverursacher China möchte bis 2060 klimaneutral sein, die USA als zweitgrößter CO2-Produzent bis 2050. 

Insgesamt zählen die Autoren des Beitrags 131 Länder, die derartiges zumindest diskutieren oder bereits Klimaneutralitäts-Pläne lanciert haben. Diese Staaten würden gemeinsam für 72 Prozent der aktuellen Emissionen verantwortlich zeichnen. Komme all das an CO2-Einsparung auch auf den Boden der Realität, würde die Welt deutlich besser aussteigen als in aktuellen Szenarien: Bleibe es bei der momentanen politischen Linie, sei mit einem Temperaturanstieg von 2,9 bis 3,2 Grad Celsius zu rechnen. Treten die Zusagen des Pariser Abkommens ein, wären es immer noch zwischen 2,4 und 2,9 Grad plus.

Gefahren der Erderwärmung

Wie verheerend sich die Erderwärmung auswirken kann, zeigte erst kürzlich der sechste Sachstandbericht des Weltklimarates. Statistiken der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ZAMG verdeutlichten die Folgen in Österreich. So könnten die Hitzetage mit mindestens 30 Grad von derzeit 16 bis 22 pro Jahr auf rund 40 steigen, in Rekordjahren sogar auf 60 bis 80. Eine höhere Sterblichkeit droht, weil das Herz-Kreislauf-System durch die Hitze mehr gefordert wird. Die Wetterextreme setzen Körper und Natur zu. Die Gefahr von Dürren wächst. Die Zahl der Tage, an denen es in Österreich wenig regnet, werden seltener. Die Zahl der Tage mit sehr viel Niederschlag nähme hingegen um zehn bis 30 Prozent zu. Die Wetterlagen mit Unwetterpotenzial stiegen um rund ein Fünftel. Zudem drohen die Gletscher in den Alpen bis 2100 endgültig abzuschmelzen.

WMO-Chef Taalas: Rascheres Handeln.

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Die Erderwärmung könnte begrenzt werden, sagen Experten. Staaten müssten aber handeln.RTS
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