Kampf für Meinungsfreiheit

Politik / 08.10.2021 • 22:50 Uhr
Kampf für Meinungsfreiheit

Friedensnobelpreis für Journalisten von den Philippinen und aus Russland.

Oslo Die beiden Journalisten Maria Ressa von den Philippinen und Dmitri Muratow aus Russland erhalten in diesem Jahr den Friedensnobelpreis. Sie bekommen den Preis für ihren „mutigen Kampf“ für Meinungsfreiheit, die eine Voraussetzung für Demokratie und dauerhaften Frieden sei, sagte die Vorsitzende des Komitees, Berit Reiss-Andersen, bei der Bekanntgabe in Oslo.

Die beiden Journalisten stünden auch „für alle Journalisten, die sich für dieses Ideal einsetzen in einer Welt, in der Demokratie und Pressefreiheit zunehmend gefährdet sind“, so Reiss-Andersen. Mit der Auszeichnung für Ressa und Muratow solle die Bedeutung des Schutzes der Meinungs- und Pressefreiheit weltweit unterstrichen werden.

Journalismus als Aktivismus

„Ich denke, das zeigt, dass das Nobelpreis-Komitee realisiert hat, dass eine Welt ohne Fakten eine Welt ohne Wahrheit und Vertrauen bedeutet“, sagte Ressa in einem auf Youtube gestreamten und unter anderem von der BBC übertragenen Interview ihres Online-Nachrichtenportals „Rappler“. „Wenn wir in einer Welt leben, in der Fakten umstritten sind, und in der die weltweit größten Verteiler von Nachrichten die Verbreitung von Wut und Hass priorisieren und diese schneller und weiter verbreiten als Fakten, dann wird Journalismus zu Aktivismus“, so Ressa weiter.

„Rappler“ setzt sich für Pressefreiheit auf den Philippinen ein, Ressa gilt als scharfe Kritikerin des philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte. Im Vorjahr war sie in einem Verleumdungsprozess zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden. Die Journalistin ging aber in Berufung und ist auf Kaution in Freiheit. Ressa, die in den vergangenen Jahren immer wieder vorübergehend verhaftet worden war, wies die Beschuldigungen als politisch motiviert zurück. Das US-Nachrichtenmagazin „Time“ hatte sie 2018 zusammen mit anderen Journalisten als „Person des Jahres“ geehrt.

Kritik an der Politik des Kremls

Der Russe Dmitri Muratow ist Chefredakteur der kremlkritischen Zeitung „Nowaja Gaseta“. Muratow, der schon als Oppositioneller für die liberale Partei Jabloko an Wahlen teilgenommen hatte, hatte sich zuletzt auch mit der Demokratiebewegung in Belarus (Weißrussland) solidarisiert. Er kritisierte in der Vergangenheit zudem öffentlich die Politik des Kreml auf der von Russland 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Die Geldprämie will er für die Entwicklung des unterdrückten Journalismus in seinem Land einsetzen. „Wir werden versuchen, Leuten zu helfen, die jetzt als Agenten eingestuft sind, die jetzt drangsaliert und aus dem Land vertrieben werden“, sagte der 59-Jährige am Freitag dem unabhängigen Portal Meduza, das ebenfalls als „ausländischer Agent“ eingestuft ist. Die Bezeichnung steht international als Stigma in der Kritik, weil sie auch Presse- und Meinungsfreiheit in Russland untergrabe.

Licht auf die Bedeutung der Arbeit

„Es ist ironisch, dass wir in der heutigen Welt mehr Presse und mehr Informationen haben, als die Welt je erlebt hat“, sagte die Vorsitzende des Nobelkomitees in Oslo, Reiss-Andersen. „Gleichzeitig sehen wir den Missbrauch und die Manipulation der freien Presse und des öffentlichen Diskurses, etwa bei Fake News.“ Der Nobelpreis werde die Probleme nicht lösen, mit denen Journalisten und die Meinungsfreiheit konfrontiert seien. „Aber wir hoffen, dass er Licht auf die Bedeutung der Arbeit von Journalisten wirft.“

Friedensnobelpreis für Journalistin Maria Ressa von den Philippinen...
Friedensnobelpreis für Journalistin Maria Ressa von den Philippinen…
... und den kremlkritischen Chefredakteur der „Nowaja Gaseta“ aus Russland.AP, Reuters
… und den kremlkritischen Chefredakteur der „Nowaja Gaseta“ aus Russland.AP, Reuters