Vorarlberger für längeren Wehrdienst

Politik / 24.09.2025 • 15:43 Uhr
Vorarlberger für längeren Wehrdienst
Bei einem Wehrdienst mit verpflichtenden Übungen würde es sogar eine Präferenz für neun plus dreieinhalb Monaten geben im Land. FOTO: APA

Umfrageergebnis: Von sechs auf mindestens neun Monate. Experten beraten noch.

SCHWARZACH. Beim Wehrdienst zeichnen sich Veränderungen ab: Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) lässt im Lichte der Bedrohungen, die von Russland ausgehen, eine Kommission unter Führung des Milizbeauftragten Erwin Hameseder bis Jahresende Modelle ausarbeiten. Dann soll entschieden werden. Die Richtung ist klar: Tanner hat bereits erklärt, dass die bestehende Wehrdienstdauer von sechs Monate „sehr kurz“ sei. Hameseder will eine Verlängerung und verpflichtende Übungen, die im Anschluss daran stattfinden würden.

Und was sagen die Bürger? Ein Forscherteam der Uni Innsbruck hat es im Rahmen des Projektes „AFP3“, bei dem Umfragen zur Außen- und Sicherheitspolitik durchgeführt werden, erhoben: Gut ein Viertel ist für einen Wehrdienst ohne, die Hälfte für einen solchen mit Übungen. Das übrige Viertel würde den Wehrdienst streichen oder macht keine Angabe.

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Bemerkenswerter: Jene, die für einen Wehrdienst ohne Übungen sind, würden diesen im Mittel auf acht Monate verlängern, die, die für Übungen sind, gar auf neun Monate plus vier Monate gehen.

Befragt wurden 3250 Österreicher. Vorarlberger unter ihnen, die gegen verpflichtende Übungen sind, würden für den Wehrdienst neun Monate vorsehen, und die, die solche Übungen befürworten, neun plus dreieinhalb, insgesamt also zwölfeinhalb Monate. Auch wenn man berücksichtigt, dass es bei Ergebnissen für einzelne Länder größere Schwankungsbreiten gibt, bleibt damit eine klare Präferenz für eine Verlängerung.

Selbstverständlich ist das nicht: In Österreich ist die Wehrbereitschaft gering. Nur knapp die Hälfte der Bevölkerung ist dafür, dass das Land im Falle eines Angriffs bewaffneten Widerstand leistet. Gar nur jeder Siebente wäre bereit, selbst zur Waffe zu greifen.

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Laut Franz Eder vom Forscherteam der Uni Innsbruck ist das jedoch erklärbar: „Bei der Wehrbereitschaft geht es um die Frage, ob man selbst bereit ist, etwas zu tun. Beim Grundwehrdienst geht es im Unterschied dazu um eine Frage, die eher andere betrifft: Jüngere.“ Außerdem werde die Hauptaufgabe des Bundesheeres nicht in der Landesverteidigung gesehen, sondern im inländischen Katastrophenmanagement.

Würde man inklusive Übungen zu einer Wehrdienstzeit von über einem Jahr übergehen, hätte man ein Problem, das politisch heikel ist, wie Eder betont: Man müsste dann wohl auch die Zivildienstdauer von derzeit neun Monaten anpassen. „Oder das System generell neu denken“, so Eder: „Wehrdienst, Zivildienst oder Krisen- und Katastrophendienst mit wiederholten Übungen für alle. Und zwar früher oder später auch für Frauen. In Schweden, Norwegen und Dänemark, wo man bei der Gleichstellung insgesamt weiter ist, wird das gemacht. Dort weiß man, dass Resilienz (Fähigkeit, Schwierigkeiten zu überstehen; Anm.) aufgrund der Vielfalt der Bedrohungen eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung ist, die alle betrifft.“

Franz Eder
Laut Franz Eder eine Option: „Wehrdienst, Zivildienst oder Krisen- und Katastrophendienst mit wiederholten Übungen für alle, früher oder später auch für Frauen.” Foto: Uni Innsbruck/Friedle

Josef Müller, Präsident der Offiziersgesellschaft Vorarlberg, sieht im Umfrageergebnis eine Bestätigung der Forderung, den Wehrdienst zu verlängern und verpflichtende Übungen einzuführen: Sonst stehe die Herstellung der Verteidigungsfähigkeit in Frage. Grundsätzlich müsse man sich an den Erfordernissen der Ausbildung orientieren, so Müller: „Diese werden im Zusammenhang mit moderner Ausrüstung und zu bewältigenden Szenarien anspruchsvoller und komplexer.“ Acht Monate Wehrdienst wären insofern die „absolute Untergrenze“.