Volle Macht und volle Taschen

Politik / 05.11.2021 • 22:27 Uhr
Immer wieder kommt es zu Protesten gegen die Machtübernahme des Militärs.AFP
Immer wieder kommt es zu Protesten gegen die Machtübernahme des Militärs.AFP

Das sudanesische Militär klebt an
seinen Privilegien.

khartum In Khartum gibt die Militärjunta, deren Putsch vor zwei Wochen den Übergang Sudans zur Demokratie jäh abgebrochen hat, erste Zeichen Richtung Entspannung: Ihr Chef, Generalleutnant Abdel-Fattah al-Burhan, hat Ende der Woche die Freilassung von vier Ministern angeordnet, die mit über 100 demokratischen Persönlichkeiten in „Schutzhaft“ genommen worden waren.

In Sudan hielt der demokratische Neubeginn nach drei Jahrzehnten islamistischer Militärdiktatur nicht einmal drei Jahre lang. Der Kompromiss vom 18. August 2019 hatte für die nächsten 39 Monate einen „Souveränen Rat“ aus je fünf Offizieren und Zivilpolitikern sowie einer „neutralen“ Persönlichkeit eingesetzt. Doch erlebt dieses Gremium nicht seine für diesen 17. November vereinbarte interne Hofübergabe, die den  zivilen „Kräften der Freiheit und des Wandels“ mehr Mitsprache einräumen und die Befugnisse der Militärs beschneiden sollte.

Ringen um Löwenanteil

Demokratische Stimmen in Khartum haben diesem Datum daher schon länger entgegen gezittert, spätestens seit Juni, als unter den Generälen der Machtkampf zwischen Burhan und seinem Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo einen Höhepunkt erreichte. Als blutiger Unterdrücker der Freiheitskämpfer von Darfur war dieser mit dem Kriegsnamen „Hemeti“ berüchtigt, hatte seine Privatarmee der „Teufelsreiter“ (Dschandschawid) als „Schnelle Eingreiftruppe“ in die Regierungstruppen eingebracht und sich den zweiten Platz in dem Übergangsregime gesichert.

Hinter dessen Kulissen kam bald ein Ringen mit Burhan um den künftigen Löwenanteil an den einträglichen Pfründen der Streitkräfte – vom Erdöl und der Baumwolle angefangen – in Gang. Beide einigten sich auf ein „Bremsen“ von Sudans Demokratisierung, um das Wirtschaftsimperium der Armeeführung von dieser auszuklammern. Das Ergebnis dieser Kumpanei war der Putsch vom 25. Oktober. Es ist vor allem eine mutige Frau, die jetzt ihre Stimme erhebt: Die bisherige Außenministerin Mariam al-Mahdi. Sie warnt vor jedem faulen Kompromiss mit den Oktoberputschisten. Diese hätten es darauf abgesehen, eine Scheindemokratie zu gewähren, die ihnen hinter parlamentarischer Fassade weiter die volle Macht und volle Taschen garantieren soll.