Ein Symbol der Beständigkeit

Annus Horribilis Schloss Windsor wurde 1992 bei einem Brand schwer beschädigt.
Elizabeth II., die am längsten regierende Monarchin Großbritanniens, feiert ihr 70. Thronjubiläum.
London Die meisten Briten kennen niemand anderen an der Spitze des Vereinigten Königreichs als Elizabeth II. Am 6. Februar begeht sie ihr 70-jähriges Thronjubiläum. Für Anfang Juni sind Feierlichkeiten samt Paraden, Konzerten und einem zusätzlichen Feiertag geplant. Die Queen ist mit ihrem Pflichtbewusstsein ein Symbol der Beständigkeit in wechselhaften Zeiten. Unerschütterlich erschien sie auf Terminen immer in farbenfroher Kleidung mit passendem Hut und Handtasche und tat das, was von ihr erwartet wurde – Hände schütteln, lächeln, Haltung bewahren. Erst als die Queen zum Jahreswechsel 2016/2017 wegen einer starken Erkältung erstmals weder am Weihnachts- noch am Neujahrsgottesdienst teilnahm, bekam man eine Ahnung davon, dass auch ihre Energie nicht unendlich ist. In letzter Zeit machten Berichte über den Gesundheitszustand der 95-Jährigen Schlagzeilen. Die Ärzte haben ihr zum Kürzertreten geraten. Thronfolger Prinz Charles und seine Frau Camilla übernahmen immer mehr offizielle Pflichten. Hart traf die Königin der Tod von Prinz Philip, von dem sie sie nach 73 Ehejahren verabschieden musste.
Nicht in die Wiege gelegt
Die Rolle als Königin war der 1926 geborenen Elizabeth Alexandra Mary Windsor nicht in die Wiege gelegt. Sie war die Dritte in der Thronfolge nach ihrem Onkel und ihrem Vater. Ihr Onkel Edward VIII. dankte 1936 jedoch ab, um die zweifach geschiedene Amerikanerin Wallis Simpson heiraten zu können. Sein Nachfolger wurde Elizabeths Vater Albert als George VI. Elizabeth wurde von Hauslehrern erzogen. Im Zweiten Weltkrieg meldete sie sich als Freiwillige für den Dienst als Fahrerin und Mechanikerin an der Heimatfront. 1947 heiratete sie ihren entfernten Cousin Philip Mountbatten.
Stets höflich-distanziert
Am 6. Februar 1952 machte der plötzliche Tod ihres Vaters die 25 Jahre alte Prinzessin über Nacht zu Queen Elizabeth II. Als Königin erlebte sie den Zerfall des britischen Weltreichs und den Kalten Krieg – und empfing bisher 14 Premierminister zum Antrittsbesuch. Bei all ihren Terminen trat Elizabeth II. stets höflich-distanziert auf. Eine Königin zeige keine Gefühle, ist ihr Leitspruch. Dies scheint selbst im Privaten zu gelten, auch gegenüber ihren vier Kindern Charles, Anne, Andrew und Edward. Thronfolger Charles beschwerte sich einmal bitterlich, er habe von seiner Mutter nie wirkliche Zuneigung erfahren. Auch wegen Charles erlebte die Queen 1992 ihr „annus horribilis“, ihr „schreckliches Jahr“, wie sie es selbst nannte: Die Ehen von Charles, Anne und Andrew zerbrachen, Schloss Windsor wurde bei einem Brand schwer beschädigt. 1997 wurde die Queen kritisiert, sie zeige nach dem Unfalltod ihrer Ex-Schwiegertochter Diana nicht genug Herz.
In jüngster Zeit stürzten die „Flucht“ von Queen-Enkel Harry und dessen Frau Meghan aus dem Königshaus sowie die Verwicklung von Prinz Andrew in den Missbrauchsskandal um den US-Millionär Jeffrey Epstein die Royals erneut in eine Krise. Nachdem Andrew in den USA ein Prozess droht, zog die Queen Mitte Jänner die Reißleine. Ihr Sohn musste alle seine militärischen Dienstgrade und Schirmherrschaften niederlegen, nachdem er bereits 2019 seine royalen Pflichten aufgegeben hatte. Schaden vom Königshaus abzuwenden, das kommt für die Queen wie in den vergangenen Jahrzehnten weiter an erster Stelle.

Krönung Elizabeth II. wurde am 2. Juni 1953 in der Westminster Abbey gekrönt – gut ein Jahr nach ihrer Thronbesteigung.