Unaufgeregter Ausklang einer Protestwoche

Mit einer letzten Demonstration endet die Protestwoche der Freien Bürgerpartei gegen die beschlossene Impfpflicht.
Bregenz Nach und nach erst stoßen am letzten Tag der Protestwoche der Freien Bürgerpartei (FBP) die Demonstranten dazu. Zum offiziellen Beginn um 16 Uhr sind es kaum mehr als 70 Gegner der Impfpflicht, eine Stunde später schwoll der Protestzug auf etwa 300 Teilnehmer an.

Die seit Mittwoch anhaltend hohe Polizeipräsenz zeigt Wirkung, wie auch ein Aufruf der FBP zur Gewaltlosigkeit und Kooperation im Vorfeld: Ein Großteil der Teilnehmer trägt eine Maske, an mehreren Schwerpunkten entlang der Seestraße unterziehen die Beamten die verbliebenen Verweigerer Kontrollen. Diese verlaufen meist unaufgeregt. Ein Krankenwagen kann aus der Montfortstraße problemlos den Protestzug durchqueren. Fragwürdige Plakate wurden ebenfalls seltener. “Impfpflicht ist legale Beihilfe zum Mord” liest man auf einem. Ein anderes vergleicht die Situation Ungeimpfter im Februar 2022 mit dem Verbot der Sozialisten nach dem österreichischen Bürgerkrieg im Februar 1934. Eine andere Teilnehmerin versucht es mit Humor, sie sucht per Plakat eine ungeimpfte Partnerin für ihren 34-jährigen Bruder. Nur an der Lautstärke hat sich nichts verändert.

Im Vorfeld des Protestzugs am Freitag zeigte sich Parteichef Georg Palm enttäuscht. Die Demonstrationen habe man der Bevölkerung durch die fehlende Gesprächsbereitschaft gegenüber der FBP in ihrem Kampf gegen überbordende Coronaauflagen aufgezwungen. “Leider blieb und bleibt der Bevölkerung kein anderes Mittel, als das Recht auf Versammlungsfreiheit, um Zeichen zu setzen. Selbst dieses Recht wird nun durch die Politik kritisiert und in Frage gestellt und es ist schade, dass selbst ein gestandener Politiker, wie Sie Herr Bürgermeister Ritsch, einknicken und sich drehen wie ein Fähnlein im Wind”, klagt er in einem Schreiben an die Bregenzer Wirtschaftsgemeinschaft, aus dem auch VOL.AT zitiert.

“Jeden Morgen und jeden Abend bringt ihr die Coronazahlen, das macht einen doch kaputt”, beklagt sich ein Spätankömmling, der sich beim Milchpilz in den Protestzug eingliedert. Österreich müsse wieder mehr Mut wagen, so wie die Schweiz. Wenige Meter weiter straft die Polizei einen Demonstranten, der rauchte statt eine Maske zu tragen. “Es kann doch nicht Aufgabe der Polizei sein, hier die Maskenpflicht zu kontrollieren. Die sollen lieber in die Achsiedlung”, schüttelt der junge Mann den Kopf.

Doch auch Zaungäste schütteln immer wieder den Kopf. “Ich bin überrascht, dass es so wenige sind”, erklärt ein älterer Herr nahe der Rathausstraße. Es sei kein Vergleich zu den Samstagsdemos. Ihn interessierte, ob er unter den Teilnehmern jemanden kennt. Den Protesten kann er nichts abgewinnen. “Hier wird unsere Demokratie mit Füßen getreten”, klagt er. Immer wieder halten Radfahrer an, zeigen mit Hand- und Kopfzeichen ihr mangelndes Verständnis für den Protest. Andere filmen den Protestzug mit ihren Smartphones. Bei der Montfortstraße beobachten zwei Frauen die Demonstration. Sie wollten sich ein eigenes Bild von den Protesten machen, erklären sie. “Es scheint sich etwas verändert zu haben, viele tragen Masken”, bestätigt die Jüngere von beiden. Ihre Begleiterin ist ihre Mutter. “Für mich ist das schwer nachvollziehbar”, zeigt sie in Richtung des Protestzugs. Gegen die Impfung zu sein sei das eine, aber manche der Ideen der Impfgegner seien irritierend.

Davon kann ein Mann auf Höhe der Landespolizeidirektion ein Lied singen. “Impfa statt schimpfa”, verlangt sein Plakat. Näher darf er auf Weisung der Einsatzeinheit nicht hin, wegen Störung einer Versammlung. Am Donnerstag wurde er noch gegenüber der Bezirkshauptmannschaft geduldet. “Da wirst dann schon ungut angegangen. Einer nannte mich eine Reptiloiden, andere dass wir alle in fünf Jahren tot sind”, berichtet er. Von den anderen Verkehrsteilnehmern kämen nur positive Rückmeldungen. Und auch aus den Reihen der Polizei habe er schon Rückendeckung erfahren.