Ukrainischer Botschafter: “Für uns ist das Krieg”

Diplomatische Beziehungen stünden vor dem Abbruch, sagt Vasyl Khymynets.
Wien „Für uns ist das Krieg.“ Vasyl Khymynets findet im VN-Gespräch klare Worte, wenn er über den russischen Einmarsch in die ukrainischen Separatistengebiete spricht. Khymynets, Botschafter der Ukraine in Österreich, bezweifelt, dass Dialog die richtige Antwort ist. „In der Ukraine steht der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Russland bereits auf der Tagesordnung.“ Die Frage sei allerdings noch nicht entschieden. Vieles hänge von den Sanktionen des Westens ab. Der Botschafter appelliert, klar und schnell zu reagieren – vor allem anders als in vergangenen Krisen.

Die internationale Gemeinschaft habe im Kaukasuskrieg 2008 nicht adäquat auf die russische Aggression geantwortet. „Sie hat auch nicht adäquat auf die Verletzung der territorialen Souveränität der Ukraine 2014 reagiert“, kritisiert Khymynets. Damals annektierte Russland die Halbinsel Krim und besetzte außerdem Gebiete im Donbass. „Das war der Beginn der Strategie des russischen Präsidenten Wladimir Putin, die Ukraine als erfolgreiches Land zu verhindern.“ Die russische Führung habe eine Reihe bilateraler Verträge mit Füßen getreten. Es gehe ihr nur um die Destabilisierung eines Landes, das sich auf dem Weg in Richtung Europa befinde. „Je stärker wir werden, desto brutaler wird der Druck aus Russland.“

Die Proteste auf dem Maidan seien Ausdruck davon gewesen, dass die Bevölkerung die Zukunft der Ukraine in Europa sieht. „Es waren aber keine Proteste gegen Russland“, zeigt der Botschafter Unverständnis für die russische Reaktion. Man habe schließlich auch immer Interesse an einer guten Zusammenarbeit mit dem Nachbarn gehabt. Leider habe sich nun gezeigt, dass es kein guter Nachbar sei. „Russland hat sich eindeutig entlarvt. Die russische Führung zeigt jetzt ihr wahres Gesicht“, hält Khymynets im VN-Gespräch fest.

Es sei eine Utopie, dass es Putin um die Stärkung der Sicherheit gehe. „Wir sind daher froh, dass die Reaktion der internationalen Gemeinschaft sehr eindeutig ist.“ Es reiche aber nicht, Solidarität in Worten und mit Briefen zu verkünden. „Es ist höchste Zeit, sofort Sanktionen anzuwenden. Wird der Aggressor nicht gestoppt, ist es zu spät.“ Die Ukraine verteidige nun sinnbildlich die Freiheit und Demokratie Europas an vorderster Front.

Von Österreich erhofft sich der ukrainische Botschafter Wirtschaftshilfen. Je schneller sie kämen, desto weniger würde die aktuelle Krise das Land ins Straucheln bringen. „Die Ukrainer wollen ja in der Ukraine bleiben. Sie wollen sich wirtschaftlich entwickeln, daher ist Unterstützung wichtig.“ Das vergangene Jahr sei wirtschaftlich sehr gut verlaufen: „Das war wahrscheinlich der letzte Grund, warum Putin zum Entschluss kam, die Ukraine jetzt total zerstören zu wollen. Aber wir geben nicht auf. Wir sind bereit uns zu verteidigen, unsere Freiheit und unsere Zukunft.“