“20 Prozent sind unter Kontrolle der Besatzer”

Politik / 02.06.2022 • 22:23 Uhr
Die Ukrainische Stadt Sjewjerodonezk steht nun offenbar größtenteils unter russischer Kontrolle. Reuters
Die Ukrainische Stadt Sjewjerodonezk steht nun offenbar größtenteils unter russischer Kontrolle. Reuters

Ukraine-Krieg: Selensky spricht von schwieriger Lage im Osten.

kiew In der Ukraine dauert der Krieg seit nunmehr 100 Tagen an. Die russischen Streitkräfte kontrollieren inzwischen ein Fünftel des Landes. „Rund 20 Prozent unseres Territoriums sind nun unter Kontrolle der Besatzer“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Im Osten des Landes werde die Lage immer schwieriger: „Wir verlieren täglich 60 bis 100 Soldaten.“ Seit Beginn des Krieges wurden Tausende Menschen getötet und Millionen Ukrainer in die Flucht getrieben.

Im Industriegebiet verschanzt

In der strategisch wichtigen Stadt Sjewjerodonezk in der Region Luhansk kontrollieren die russischen Streitkräfte mittlerweile 80 Prozent der Stadt, wie der Regionalgouverneur Serhij Gajdaj mitteilte. Ukrainische Soldaten halten sich noch im Industriegebiet der Stadt verschanzt. Auch nach britischer Einschätzung übernahmen russische Truppen den Großteil von Sjewjerodonezk. Unterstützt von heftigen Artillerieangriffen machten die Streitkräfte örtliche Geländegewinne, erläuterte das Verteidigungsministerium in London. Sie erlitten aber auch schwere Verluste. Die Hauptstraße in die Stadt hinein werde vermutlich noch von der Ukraine gehalten, hieß es unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse. Sollte die Stadt vollständig in die Hände der russischen Streitkräfte fallen, hätten diese de facto die Kontrolle über die gesamte Region Luhansk.

Auch andere Regionen meldeten mehrere Luft- und Raketenangriffe. „Vier feindliche Marschflugkörper wurden abgefeuert. Sie wurden vom Schwarzen Meer aus abgeschossen“, sagte der Chef der Militärverwaltung im westukrainischen Lwiw, Maxym Kosytzkyj. Explosionen waren auch in Odessa zu hören. In Charkiw wurde laut Behörden eine Frau getötet und eine weitere Person verletzt. Zuvor war seitens der Ukraine von mindestens vier getöteten Zivilisten und zehn Verletzten im Osten und Nordosten von Sjewjerodonezk die Rede gewesen. Die russischen Streitkräfte schossen zudem nach eigenen Angaben einen ukrainischen Kampfjet vom Typ Su-25 in der Schwarzmeer-Region Mykolajiw ab. Kathpress berichtete, dass bei Gefechten in Swjatohirsk in einem orthodoxen Kloster mindestens drei Menschen ums Leben kamen.