Russland attackierte wieder zivile Ziele

Dutzende Tote nach Raketenangriffen in der Ukraine.
Kiew Bei russischen Raketenangriffen wurden in der Ukraine erneut zahlreiche Zivilisten und Soldaten getötet. Im Zentrum der Großstadt Winnyzja ist Behördenangaben zufolge ein Bürozentrum getroffen worden. Mindestens 20 Menschen seien ums Leben gekommen, weitere 90 verletzt worden, teilte der Vizechef des Präsidentenbüros, Kyrylo Tymoschenko, am Donnerstag mit. Die jüngsten Luftschläge haben laut Moskau die Ukrainer bis zu 1000 Soldaten und mehr als 100 Militärfahrzeuge und Waffensysteme gekostet. Kiew seinerseits startete erneut vereinzelte Gegenangriffe zur Rückeroberung von Gebieten.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj reagierte auf den Raketenangriff umgehend: „Was ist das, wenn nicht ein offener terroristischer Akt?“, fragte er sich. Russland töte jeden Tag Zivilisten: „Unmenschen. Mörderstaat. Terrorstaat.“ Der Kreml betont seit dem Einmarsch in die Ukraine hingegen, im Nachbarland nur militärische Ziele anzugreifen. Doch alleine von jenen neun Raketen, mit denen die südukrainische Hafenstadt Mykolajiw in der Nacht beschossen wurde, traf mindestens jeweils eine ein Hotel und eine Schule. In einem am Samstag zerstörten Wohnhaus in Tschassiw Jar wurden den Behörden zufolge insgesamt 48 Leichen geborgen.
Die ukrainische Armee hat eigenen Angaben zufolge erneut Ziele im von Russlands Truppen besetzten Gebiet Cherson im Süden beschossen. Es seien 13 feindliche Soldaten getötet und mehrere gepanzerte Fahrzeuge zerstört worden. Das ließ sich zunächst nicht überprüfen. Nach russischen Angaben sind von den 30 Raketen viele abgefangen und niemand sei getötet worden. Auch mithilfe westlicher Waffen will die Ukraine Gebiete zurückerobern.
Der Chefankläger des Weltstrafgerichtes, Karim Khan, hat die internationale Gemeinschaft unterdessen dazu aufgerufen, sich für die strafrechtliche Verfolgung von Kriegsverbrechen in der Ukraine starkzumachen. Das Recht dürfe keine zweitrangige Rolle spielen, sagte Khan bei der Eröffnung einer internationalen Konferenz zur Verfolgung von Kriegsverbrechen in der Ukraine am Donnerstag in Den Haag. „Das Recht kann kein Zuschauer sein.“ Mehr als 30 Minister und Ankläger Europas sowie anderer westlicher Staaten beraten in Den Haag über gemeinsame Strategien, Kriegsverbrechen in der Ukraine strafrechtlich zu verfolgen. Die Justiz in der Ukraine ermittelt nach eigenen Angaben zu mehr als 15.000 mutmaßlichen Fällen.