Al-Kaida-Chef al-Zawahiri getötet
Der 71-Jährige kam bei einem gezielten US-Drohnenangriff in Afghanistan ums Leben.
Washington, Kabul Der Anführer des Terrornetzwerks Al-Kaida, Ayman al-Zawahiri, ist bei einem Antiterror-Einsatz der USA in Afghanistan getötet worden. Zawahiri sei am Wochenende bei einem Drohnenangriff in der afghanischen Hauptstadt Kabul ums Leben gekommen, sagte eine ranghohe Vertreterin der US-Regierung. Auch US-Präsident Joe Biden äußerte sich bei einem kurzfristig anberaumten Auftritt im Weißen Haus in Washington: „Es wurde Gerechtigkeit geübt, und dieser Terroristenanführer lebt nicht mehr.“
Osama bin Ladens Stellvertreter
Die Regierungsmitarbeiterin sagte, die Attacke auf Zawahiri sei über Monate vorbereitet worden. Er sei schließlich getötet worden, als er auf den Balkon seines Unterschlupfes in Kabul getreten sei. Zivile Opfer habe es nicht gegeben, nach US-Erkenntnissen sei lediglich Zawahiri bei der Attacke ums Leben gekommen. Bei dem Einsatz seien auch keine US-Kräfte in Kabul gewesen. Sie betonte, US-Erkenntnissen zufolge hätten Mitglieder der Taliban-Führung gewusst, dass sich der Al-Kaida-Chef in Kabul aufhielt. Sie hätten damit klar gegen Vereinbarungen mit den USA verstoßen.
Zawahiri sei in der Zeit der Anschläge vom 11. September 2001 Osama bin Ladens Stellvertreter gewesen und nach dessen Tod an seine Stelle aufgerückt, sagte sie weiter. Der 71-Jährige sei der ranghöchste Anführer Al-Kaidas gewesen, habe weiter zu Anschlägen gegen die USA aufgerufen und so eine Bedrohung dargestellt. Sein Tod sei ein schwerer Schlag für die Terrorgruppe.
Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte Zawahiri im vergangenen September – genau 20 Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. In einer Videobotschaft rief er seine Anhänger damals auf, die Staaten im Westen und ihre Verbündeten im Nahen Osten zu bekämpfen. In den Jahren davor hatte es unbestätigte Gerüchte über seinen Tod gegeben. Sein genauer Aufenthaltsort war unbekannt. Seine Tötung kam nun überraschend. Die USA hatten ein Kopfgeld von rund 24,4 Millionen Euro auf den Ägypter ausgesetzt. Experten hatten zuletzt vermutet, dass sich Zawahiri im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan versteckt.
Erster Angriff seit US-Abzug
Ein ranghoher Taliban-Beamter erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, Zawahiri sei nach der Übernahme der Macht durch die Taliban im August vergangenen Jahres nach Kabul gezogen. Die Taliban hatten im vergangenen Sommer Afghanistan vollständig eingenommen. Die USA und ihre Verbündeten verließen damals nach jahrelangem Militäreinsatz das Land. Die Taliban-Regierung wird international nicht anerkannt. Der Drohnenangriff ist der erste bekannte US-Angriff in Afghanistan, seit die US-Truppen und Diplomaten das Land im August 2021 verlassen haben.