Neuer Beschuss bei Atomkraftwerk

Politik / 06.09.2022 • 22:51 Uhr
Russische Truppen halten das ukrainische Kraftwerk seit Anfang März besetzt. AP
Russische Truppen halten das ukrainische Kraftwerk seit Anfang März besetzt. AP

Atomenergiebehörde fordert rasche Maßnahmen, um möglichen Atomunfall zu verhindern.

kiew, moskau Die Lage rund um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja sorgt weiter für große Unsicherheit. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) forderte nach ihren ersten Untersuchungen vor Ort schnelle Maßnahmen, um einen möglichen Atomunfall zu verhindern. „Die IAEA ist weiterhin schwer besorgt über die Lage“, schrieb ihr Chef Rafael Grossi am Dienstag in seinem Bericht. Die Situation sei „unhaltbar“.

Gegenseitige Vorwürfe

Am Dienstag kam es am AKW erneut zu Artilleriebeschuss und zu einem Stromausfall in der nahe gelegenen Stadt Enerhodar. Dem Besatzungsvertreter Wladimir Rogow zufolge soll es sieben Einschläge im Bereich des Kraftwerk-Trainingszentrums gegeben haben. Es sei dringend notwendig, eine nukleare Sicherheitszone rund um das von russischen Truppen besetzte AKW einzurichten, so Grossi. Alle an dem Konflikt beteiligten Seiten müssten sich darauf einigen, um noch schwerere Schäden durch Kampfhandlungen und den Austritt von Radioaktivität zu verhindern. Ein IAEA-Team unter Grossis Führung war vorige Woche nach monatelangen Verhandlungen und Vorbereitungen zu dem Kraftwerk gereist. Russlands Verteidigungsministerium warf der Ukraine am Dienstag vor, Saporischschja innerhalb der vergangenen 24 Stunden 15 Mal mit Artillerie beschossen zu haben. Im Gegenzug macht Kiew die russischen Truppen, die das AKW bereits seit Anfang März besetzen, immer wieder für Angriffe auf das Gelände verantwortlich. Die Angaben beider Seiten lassen sich in der Regel nicht unabhängig überprüfen.

Der russische Angriffskrieg dauert seit 195 Tagen an. In dieser Zeit seien 50.150 russische Soldaten getötet worden, teilte der ukrainische Generalstab mit. Zudem will die ukrainische Armee 2077 Panzer, 4484 gepanzerte Fahrzeuge, 236 Flugzeuge und 207 Hubschrauber abgeschossen haben. Es gibt keine unabhängigen Bestätigungen für diese Angaben. Das britische Verteidigungsministerium geht von 25.000 getöteten russischen Soldaten aus. Russland selbst hat seit Langem keine Angaben mehr zu eigenen Gefallenen gemacht. Auch die Ukraine macht dies nur selten.