Klimaschäden-Geldtopf und fossile Niederlage

Lob und Kritik an Abkommen der Klimakonferenz.
Scharm el Scheich Die rund 200 Staaten der UN-Klimakonferenz haben am Sonntag auf der COP27 im ägyptischen Scharm el Scheich ein hart erkämpftes Abkommen verabschiedet, das den Plan enthält, den viel geforderten „Loss and Damage“-Fonds einzurichten, um armen Ländern zu helfen, die von Klimakatastrophen heimgesucht werden. Die Bemühungen zur Bekämpfung der Emissionen, die sie verursachen, wurden aber nicht verstärkt und viele strittige Punkte auf 2023 verschoben.
In ihrer Abschlusserklärung bekräftigten die Teilnehmer auch ihre frühere Entscheidung, schrittweise aus der Kohle auszusteigen. Ein Abschied von Öl und Gas wird aber nicht erwähnt. Damit bleibt die Erklärung hinter den Forderungen vieler Staaten, Klimaaktivisten und Umweltschützern zurück. „Das war nicht einfach. Wir haben rund um die Uhr gearbeitet“, sagte COP-Präsident Sameh Shoukry zum Ende der Konferenz. Die Einigung auf einen neuen Geldtopf für die Folgen von Klimaschäden in ärmeren Ländern gebe Millionen Betroffenen rund um die Welt Hoffnung.
Der neue Entschädigungsfonds soll unabwendbare Folgen der Erderhitzung abfedern – etwa Dürren, Überschwemmungen und Stürme, und soll zunächst aus Beiträgen von Industrieländern und anderen privaten und öffentlichen Quellen wie Finanzinstitutionen gespeist werden. Große Schwellenländer wie China müssten zwar zunächst keine Beiträge leisten. Diese Möglichkeit soll in den kommenden Jahren verhandelt werden.
Nur freiwillig
In der Abschlusserklärung werden die Staaten außerdem aufgefordert, ihre Klimaschutzpläne bis spätestens zur nächsten Klimakonferenz nachzubessern. Diese findet 2023 in den Vereinigten Arabischen Emiraten statt. Die Nachbesserungen bleiben allerdings freiwillig.
„Das Ergebnis der Weltklimakonferenz ist enttäuschend. Denn wir sind bei der Reduzierung von Emissionen im Vergleich zu Glasgow im vergangenen Jahr keinen wesentlichen Schritt vorangekommen“, sagte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne). UN-Generalsekretär António Guterres warf der UN-Klimakonferenz vor, zentrale Ziele verfehlt zu haben. Es sei dort nicht gelungen, die „drastischen Emissionssenkungen“ auf den Weg zu bringen, die notwendig seien, um die Erderwärmung einzudämmen. Auch EU-Vizekommissionspräsident Frans Timmermans übte scharfe Kritik. „Dies ist das entscheidende Jahrzehnt, aber was uns vorliegt, ist kein ausreichender Schritt nach vorne für die Menschen und den Planeten“.
Weg in die Klimahölle
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace blickte mit gemischten Gefühlen auf die Klimakonferenz: „Mit dem aktuellen Ergebnis ist der Weg Richtung Klimahölle vorprogrammiert, denn ein Ende von Öl und Gas ist nicht in Sicht. Ein Erfolg ist trotzdem zu verzeichnen: Es konnte ein Finanztopf für klimabedingte Schäden und Verluste etabliert werden.“
