Belarus warnt vor Atomwaffen

Putin könnte auf diese Waffe zurückgreifen, warnt Lukaschenko, Präsident Weißrusslands.
Minsk Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko hat am Freitag in seiner jährlichen Ansprache vor Abgeordneten und Regierungsvertretern zu einem sofortigen Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine „ohne Vorbedingungen“ aufgerufen. Man müsse den Konflikt lösen, bevor es zu einer weiteren Eskalation komme. „Wenn die russische Führung davon ausgeht, dass durch die Situation ein Zerfall Russlands droht, wird sie die schrecklichste Waffe einsetzen“, so Lukaschenko.
Russland beschuldigt Westen
Russland reagierte zurückhaltend auf die Forderung Lukaschenkos nach einer sofortigen Waffenruhe. Der Aufruf sei zur Kenntnis genommen worden und werde mit Lukaschenko in der kommenden Woche besprochen, erklärte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Im Moment könne Russland auf diesem Weg aber nicht die Ziele seines „militärischen Sondereinsatzes“ erreichen.
Mit Blick auf einen vorhergehenden Vorstoß Chinas erklärt Peskow, einige der Vorschläge für einen Frieden seien nicht praktikabel. Grund sei, dass die Ukraine Anordnungen des Westens befolge, nicht mit Russland zu verhandeln. Belege dafür legt Peskow nicht vor.
„Vor nichts zurückschrecken“
Lukaschenko hat sich auch zur Stationierung „strategischer“ russischer Atomwaffen auf dem Gebiet von Belarus bereit erklärt. Dies sei als vorsorgliche Schutzmaßnahme gegen angebliche Bedrohungen durch den Westen nötig. Dieser baue seine militärischen Kapazitäten in Polen an der Grenze zu Belarus aus, sagte der enge Verbündete von Russlands Präsident Wladimir Putin. Lukaschenko behauptete, der Westen plane von Polen aus eine Invasion von Belarus und die Zerstörung des Landes.
„Wenn nötig, werden Putin und ich entscheiden, ob wir hier strategische Waffen stationieren. Wir werden vor nichts zurückschrecken, um unsere Länder und unser Volk zu verteidigen“, fügte er hinzu. Die „strategischen“ Atomwaffen haben eine größere Reichweite und Wirkungskraft als die „taktischen“. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am vergangenen Wochenende erklärt, dass Russland „taktische“ Atomwaffen in Belarus stationieren werde.
Dritter Weltkrieg lauere
Der militärische-industrielle Komplex in Russland laufe „auf Hochtouren“, während die Ukraine „von westlichen Waffen überflutet“ werde, sagte der belarussische Präsident. Eine weitere Eskalation werde viele Tote mit sich bringen, fügte er hinzu. „Wegen der USA und ihren Satelliten ist ein umfassender Krieg entfesselt worden“, sagte Lukaschenko. Deswegen „lauert ein Dritter Weltkrieg mit nuklearen Bränden am Horizont“.
Die Ukraine will sich ihrerseits erst auf Friedensverhandlungen einlassen, wenn Russland alle seine Soldaten von ukrainischem Gebiet abgezogen hat.