500 tote Kinder

Die ukrainische Justiz zählt mittlerweile hunderte junge Opfer des Angriffs Russlands.
Kiew Bei russischen Artillerieangriffen im Süden der Ukraine sind sechs Menschen getötet worden, darunter auch ein erst gut drei Wochen altes Baby. Eine vierköpfige Familie mit Vater, Mutter, einem Zwölfjährigen und einem 22 Tage alten Baby sei beim Beschuss des Dorfes Schyroka Balka im Gebiet Cherson ums Leben gekommen, teilte Innenminister Ihor Klymenko auf Telegram mit. Im benachbarten Dorf Stanislaw wurden Behördenangaben zufolge zwei weitere Erwachsene getötet. Mittlerweile sind dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine mindestens 500 Kinder zum Opfer gefallen, rund 1100 weitere wurden verletzt, wie die Generalstaatsanwaltschaft in der Hauptstadt Kiew mitteilte. Sie wies gleichzeitig darauf hin, dass die Zählung unvollständig sei.
Es werde in der Kampfzone, in den von der Ukraine befreiten Gebieten wie auch in den von russischen Truppen besetzten Gebieten ermittelt und nach weiteren Fällen gesucht. Die meisten getöteten und verletzten Kinder gab es demnach in den frontnahen östlichen Gebieten Donezk und Charkiw, gefolgt von der Hauptstadtregion Kiew und Cherson im Süden. Ein kürzlich aufgetretener Fall war ein achtjähriger Bub, der nach ukrainischen Angaben am Freitag bei einem Raketenangriff auf die Westukraine tödlich verletzt wurde.
Die ukrainische Justiz dokumentiert Todesfälle und Verletzungen in der Zivilbevölkerung. Sie sammelt Material, das in späteren Prozessen als Beweise für mutmaßliche Kriegsverbrechen russischer Soldaten dienen könnte. Die Ukraine wehrt eine russische Invasion seit fast eineinhalb Jahren ab.
Um das weiterhin schaffen zu können, machte die Ukraine unterdessen weiter Druck auf Deutschland, Taurus-Marschflugkörper für die Verteidigung gegen Russland zu liefern. Die Ukraine benötige diese, „um mehr Leben ukrainischer Soldaten und Zivilisten zu retten und um die Befreiung ihrer Gebiete zu beschleunigen“, sagte Außenminister Dmytro Kuleba der „Bild am Sonntag“. „Die Formel ist einfach: Eine größere Reichweite der Raketen bedeutet eine kürzere Dauer des Krieges.“ Mit der Waffe könne die Ukraine „die russischen Besatzungstruppen auf ukrainischem Boden weit über die Frontlinie hinaus erreichen, ihre Logistik stören und Kommandozentralen und Munitionsdepots zerstören.“
Währenddessen schossen die russischen Streitkräfte eigenen Angaben zufolge in den Regionen Kursk und Belgorod an der Grenze zur Ukraine insgesamt vier ukrainische Drohnen ab. Es habe keine Schäden oder Verletzte gegeben, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Sonntag mit. Die Angaben waren nicht unabhängig zu verifizieren. In den vergangenen Wochen waren mehrere mutmaßlich ukrainische Kampfdrohnen bis in die russische Hauptstadt Moskau geflogen und hatten dort Sachschaden angerichtet.
Bei einem ukrainischen Drohnenangriff auf der von Moskau besetzten Krim wurde laut einem Medienbericht ein Logistikstützpunkt der russischen Truppen in der Nähe von Jewpatorija im Westen der Schwarzmeer-Halbinsel getroffen. Bei dem Angriff seien 17 Drohnen zum Einsatz gekommen, berichtete das Internetportal „Ukrajinska Prawda“ am Samstagabend.