Schwere Vorwürfe gegen Riad

Politik / 21.08.2023 • 22:46 Uhr
Diese Aufnahme vom März 2022 zeigt Kinder in einem Lager für Migranten in Aden im Jemen. AFP
Diese Aufnahme vom März 2022 zeigt Kinder in einem Lager für Migranten in Aden im Jemen. AFP

Grenzschützer sollen laut Human Rights Watch Hunderte Migranten getötet haben.

riad Saudi-arabische Grenzschützer haben laut der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch seit Anfang 2022 an der Grenze zum Jemen Hunderte Migranten aus Äthiopien getötet. Dem am Montag veröffentlichten Bericht zufolge stützen sich die Vorwürfe auf 38 Zeugeninterviews sowie Satellitenbilder und in Online-Netzwerken veröffentlichte Aufnahmen. Allein aus den Zeugenaussagen gingen demnach mindestens 28 „Vorfälle mit Schusswaffen“ hervor – darunter auch Angriffe mit Mörsergeschossen.

Keine Antwort auf Anfragen

Die Vorfälle ereigneten sich Human Rights Watch (HRW) zufolge zu einem großen Teil nach einer im April 2022 in Kraft getretenen Waffenruhe im jemenitischen Bürgerkrieg, in dem Saudi-Arabien Kriegspartei ist. Offizielle Vertreter Saudi-Arabiens ließen Anfragen der Nachrichtenagentur AFP zu den Vorwürfen bisher unbeantwortet, HRW zufolge antwortete Riad auch nicht auf entsprechende schriftliche Anfragen.

Bereits im vergangenen Jahr hatten UNO-Experten über „besorgniserregende Vorwürfe“ berichtet, denen zufolge saudi-arabische Sicherheitskräfte an der Grenze zum Jemen in den ersten Monaten des Jahres 2022 etwa 430 Migranten getötet hätten. Dem nun veröffentlichten Bericht zufolge berichteten Überlebende unter anderem von Schusswaffenangriffen aus nächster Nähe, bei denen saudi-arabische Grenzschützer äthiopische Migranten gefragt hätten, in welches Körperteil sie „am liebsten geschossen werden möchten“. Asylsuchende und Migranten sagten, die Migrationsroute zwischen dem Jemen und Saudi-Arabien sei „voll von Missbrauch“ und unter der Kontrolle von Menschenhändlern.

Human-Rights-Forscherin Nadia Hardman erklärte, saudi-arabische Sicherheitskräfte töteten „Hunderte von Migranten und Asylsuchende in diesem abgelegenen Grenzgebiet außerhalb der Sichtweite der übrigen Welt“. Auch der Versuch Saudi-Arabiens, sein Image mit dem „milliardenschweren Aufkauf von Golfevents, Fußballclubs und großen Shows“ aufzuwerten, dürfe „nicht von diesen schrecklichen Verbrechen ablenken“.

Trotz des Bürgerkriegs kommen noch immer Migranten mit dem Ziel in den Jemen, ins benachbarte Saudi-Arabien zu gelangen. Schätzungen zufolge gelangen weit über 90 Prozent der Migranten auf der Ostroute – vom Horn von Afrika über den Golf von Aden durch den Jemen nach Saudi-Arabien – aus Äthiopien. Die Route wird HRW zufolge auch von Migranten aus Somalia, Eritrea und gelegentlich aus anderen ostafrikanischen Ländern genutzt. In den vergangenen Jahren ist der Anteil der Frauen und Mädchen, die auf der Ostroute migrieren, gestiegen.

Im Jemen herrscht seit Ende 2014 ein verheerender Konflikt zwischen der Regierung, den Huthi-Rebellen und deren Verbündeten. Saudi-Arabien kämpft im Jemen gegen die vom Iran unterstützten Huthis, die das Land 2014 überrannten und weite Teile im Norden beherrschen. Die Vereinten Nationen betrachten den Konflikt im Jemen als eine humanitäre Katastrophe, die das Land an den Rand einer Hungersnot gebracht hat.