Blamable Bewertung für Ärzteausbildung im Land

Gesund / 13.09.2023 • 19:00 Uhr
Nur die Anästhesie- und Intensivmedizinausbildung vermochte zu punkten. <span class="copyright">KHBG</span>
Nur die Anästhesie- und Intensivmedizinausbildung vermochte zu punkten. KHBG

Bundesweite Evaluierung bescherte Vorarlberg ein vernichtendes Urteil.

Dornbirn Spitze war nur die Rücklaufquote. Sie betrug in Vorarlberg immerhin 65,4 Prozent. Das Urteil über die Qualität der medizinischen Ausbildung fiel allerdings vernichtend aus und reichte im Bundesländervergleich gerade einmal für den drittletzten Platz. In einem den VN vorliegenden Schreiben an die Ärzte im Land moniert die Ärztekammer, dass sich die Einstellung zur medizinischen Ausbildung dringend ändern müsse. Sie will in den kommenden Wochen das Gespräch mit maßgeblichen Vertretern des Gesundheitssystems suchen, um, wie es heißt, die vorliegenden Ergebnisse zu besprechen und Maßnahmen zur Verbesserung der Ausbildungsqualität zu fordern.

Magerer Gesamtschnitt

Im heurigen Frühjahr führte die Bundeskurie der angestellten Ärzte in der Österreichischen Ärztekammer die bislang größte in Österreich stattgefundene Ausbildungsevaluierung durch. Dabei konnten Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung die wichtigsten Faktoren der Ausbildung beurteilen. Für die Auswertung und technische Umsetzung zeichnete die ETH Zürich verantwortlich, die diese Umfrage in der Schweiz bereits seit fast 20 Jahren durchführt. In Vorarlberg nutzten Turnusärzte die Möglichkeit, ihre Meinung kundzutun. Von 370 ausgesandten Fragebögen kamen 242 zurück, was Platz eins bedeutete. Zum Vergleich: In Wien betrug die Rücklaufquote 39,2 Prozent, österreichweit 44 Prozent. Doch der Hammer folgte auf dem Fuß. Für die Ausbildung gab es einen mageren Gesamtschnitt von 4,42. Nur Kärnten kam mit 4,34 noch schlechter weg. Der österreichweite Durchschnitt lag bei 4,49. In der Schweiz wird die Ausbildung mit 4,84 bewertet. Das Maximum beträgt 6,0. Ein Ergebnis von 3,5 und darunter ist aus Sicht der ETH unzureichend.

Primaria Ruth Krumpholz kündigt vehementen Einsatz für hochwertige Ausbildung im Land an.
Primaria Ruth Krumpholz kündigt vehementen Einsatz für hochwertige Ausbildung im Land an.

Lichtblick Anästhesiologie

Abgefragt wurden Fachkompetenz, Lernkultur, Führungskultur, Fehlerkultur und Patientensicherheit, Entscheidungskultur, Betriebskultur, Beurteilung der Ausbildungsstätte sowie evidenzbasierte Medizin. Bei Letzterer hapert es in Österreich gewaltig. Hier ist Vorarlberg mit einem Gesamtkennwert von 3,29 sogar Schlusslicht. Bundesweit gab es durchschnittlich 3,57.  In der Schweiz wird hingegen ein Wert von 4,45 erreicht. Evidenzbasierte Medizin beschreibt die Berücksichtigung der besten verfügbaren Informationen für Behandlungsentscheidungen oder -empfehlungen. Einen Lichtblick lieferte das Sonderfach Anästhesiologie und Intensivmedizin. Dafür gab es eine 5,27 und damit den höchsten Wert im Ranking der acht größten Fächer. Blamabel indes die Bewertung für die Basisausbildung, die sich mit 3,80 abgeschlagen an letzter Stelle findet.

Deutliche Worte

Turnusärztesprecher Luca Gallastroni zeigt sich in einer dem Schreiben beigefügten Stellungnahme zwar tief besorgt, aber nicht verwundert. Es sei an der Zeit, die Ausbildung neu zu überdenken. Es brauche mehr Zeit, um in Ruhe auszubilden und Themen ausreichend zu behandeln. Alle Beteiligten, vor allem aber Politik und Krankenhausträger müssten das Problem ernstnehmen. Primaria Ruth Krumpholz, Vorsitzende der Ausbildungskommission in der Ärztekammer, wird noch deutlicher: „Es ist höchste Zeit, dass die Geschäftsführung der Vorarlberger Landeskrankenhausbetreiber aus ihrer Lethargie erwacht, aktiv Maßnahmen zur Verbesserung der Ausbildungsqualität ergreift und uns Ausbildnern die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung stellt.“ Im Vergleich zur Schweiz könne Vorarlberg in puncto Ausbildung derzeit nicht mithalten, was es umso schwieriger mache, genügend Medizinerinnen und Mediziner für eine Anstellung im Land zu begeistern. Krumpholz: „Wir sind entschlossen, uns für eine hochwertige medizinische Ausbildung und eine bessere Zukunft für die Ärztinnen und Ärzte in Vorarlberg einzusetzen.“

<p class="infozeile">Turnusärztevertreter Luca Gallastroni fordert ein Neudenken der Ärzteausbildung.</p>

Turnusärztevertreter Luca Gallastroni fordert ein Neudenken der Ärzteausbildung.