Mehrheit der Geiseln soll leben

Politik / 20.10.2023 • 22:32 Uhr
Ein israelischer Soldat außerhalb des Kibbuz Be‘eri. AFP
Ein israelischer Soldat außerhalb des Kibbuz Be‘eri. AFP

Über 200 Menschen von Hamas verschleppt. In Ägypten soll “Gipfel für den Frieden” stattfinden.

tel aviv, gaza Israels Armee geht davon aus, dass die meisten der mehr als 200 in den Gazastreifen verschleppten Geiseln noch am Leben sind. Am Freitagabend bestätigte Israel hat die erste Freilassung von zwei Geiseln der Hamas. „Heute Abend wurden Judith Tai Raanan und Natalie Shoshana Raanan aus den Händen der Terrororganisation Hamas entlassen“, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu mit. Es handle sich um Staatsbürgerinnen der USA.  Der israelische Verantwortliche für die Entführten und Vermissten, Brigadegeneral Gal Hirsh, habe sie an der Grenze des Gazastreifens empfangen. Die beiden Frauen seien nun auf dem Weg zu einer Militärbasis im Zentrum des Landes, wo ihre Familienangehörigen auf sie warteten. Der Schritt gehe auf eine Vermittlung von Katar zurück.

Treffen in Ägypten

Zwei Wochen nach Beginn des Gaza-Krieges will unterdessen ein „Gipfel für den Frieden“ in Ägypten den Weg für ein Ende der Gewalt bereiten. Israel bleibt dem Treffen an diesem Samstag in der ägyptischen Hauptstadt Kairo fern, an dem zahlreiche Staats- und Regierungschefs der Nahostregion sowie Vertreter der UN und auch etwa die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock teilnehmen. Ein ­Sprecher des Außenministeriums in Israel sagte, man sei nicht eingeladen und werde auch nicht teilnehmen. Israel traf weiter Vorbereitungen für eine Bodenoffensive in den Landstrich am Mittelmeer: Kampfflugzeuge griffen in der Nacht mehr als 100 Stellungen an und töteten dabei ein an den Terrorattacken beteiligtes Hamas-Mitglied, wie die Armee am Freitagmorgen mitteilte. Humanitäre Hilfsgüter für mehr als zwei Millionen Menschen im Gazastreifen steckten wiederum weiter in Ägypten fest. Grund seien die Auflagen, die an die Öffnung des Grenzpostens und die Weiterleitung zu den Bedürftigen gestellt worden seien, sagte UN-Generalsekretär António Guterres vor dem Grenzübergang Rafah auf ägyptischer Seite.

Die islamistische Hamas war am 7. Oktober mit Hunderten Terroristen in israelische Grenzorte eingedrungen und hatte ein Massaker mit 1400 Todesopfern angerichtet. Seither bombardiert Israel Hamas-Stellungen im Gazastreifen, wo Hunderttausende Palästinenser in den Süden geflüchtet sind. „Hinter diesen Mauern haben wir zwei Millionen Menschen, die enorm leiden“, sagte Guterres. „Sie haben kein Wasser, keine Nahrungsmittel, keine Medikamente, keinen Treibstoff, sie werden beschossen. (…) Und auf dieser Seite stehen die Lastwagen (…) mit genau den Sachen, die auf der anderen Seite gebraucht werden.“

Keine Verantwortung

Israel will sich nach der „Eliminierung der Hamas“ aus der Verantwortung für das Leben in der Küstenenklave zurückziehen, sagte  Verteidigungsminister Joav Galant. Israel will der Hamas ihre militärische und ihre Regierungsfähigkeit nehmen. Der Gaza-Krieg sei in drei Phasen unterteilt. Die Zahl der getöteten Palästinenser im Gazastreifen seit stieg nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza auf 4137. Es seien 13.000 Menschen verletzt worden, teilte die Behörde mit, die der Hamas untersteht. Die Zahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.

Pro-palästinenischer Protest in Tunis, der Hauptstadt Tunesiens.
Pro-palästinenischer Protest in Tunis, der Hauptstadt Tunesiens.
Familien von Menschen, die von den Hamas entführt wurden, warten in Tel Aviv an einem Tisch mit leeren Stühlen. Sie stehen symbolisch für ihre Lieben. Reuters
Familien von Menschen, die von den Hamas entführt wurden, warten in Tel Aviv an einem Tisch mit leeren Stühlen. Sie stehen symbolisch für ihre Lieben. Reuters
In al-Zahra außerhalb von Gaza-Stadt läuft ein Mann durch die Trümmer von Gebäuden, welche durch israelische Bombardierung zerstört wurden. AP, Reuters, AFP
In al-Zahra außerhalb von Gaza-Stadt läuft ein Mann durch die Trümmer von Gebäuden, welche durch israelische Bombardierung zerstört wurden. AP, Reuters, AFP