Nicht wenige stecken die Teuerung weg

Gut ein Fünftel der Vorarlberger hat das Gefühl, mehr Geld zur Verfügung zu haben.
SCHWARZACH. Die Teuerung trifft nicht alle gleich. Zu viele Menschen verlieren und müssen sich einschränken. Es gibt aber auch Leute, die sich trotz allem weiterhin gleich viel oder sogar immer mehr leisten können. Das zeigen Erhebungen der „Statistik Austria“ zu sozialen Krisenfolgen. In Vorarlberg gaben vor dem Sommer 22 Prozent der Befragten an, dass ihr Einkommen in den vergangenen zwölf Monaten etwas weniger geworden sei. 50 Prozent erklärten, es sei gleich geblieben, und immerhin 17 Prozent, es sei ein bisschen mehr geworden (siehe Grafik). In Summe sind das 89 Prozent. Die verbleibenden elf Prozent verteilen sich auf übrige Antwortmöglichkeiten, wobei die Zahl der jeweiligen Nennungen so klein war, dass „Statistik Austria“ keine Prozentwerte dafür ausweist. Österreichweit sind die vorliegenden Ergebnisse jedoch ähnlich. Das lässt den Schluss zu, dass in Summe gut ein Fünftel das Gefühl hat, etwas mehr Geld zur Verfügung zu haben.
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Wie ist das möglich? Claudia Reiter vom „Institut für Höhere Studien“ (IHS) analysierte die Daten und verweist auf Erklärungen, die die Befragten selbst abgegeben haben. Dazu zählen Lohn- und Pensionsanpassungen genauso wie eine Ausweitung der Arbeitszeit, aus der dann eben auch eine bessere Bezahlung resultiert. Abgesehen davon hätten sich staatliche Maßnahmen wie die Abschaffung der kalten Progression oder Anti-Teuerungshilfen ausgewirkt. Reiter erinnert allerdings daran, dass die erwähnten Prozentwerte auf subjektiven Wahrnehmungen beruhen. Das muss man berücksichtigen: Wer heute 100 und in einem Monat 101 Euro hat, hat dann zwar (nominell) einen Euro gewonnen, unter Berücksichtigung einer höheren Inflation (real) aber einen Verlust erlitten. Das fällt eher nur jenen auf, die sich von vornherein schwertun, über die Runden zu kommen und die im Supermarkt sehr genau auf die Preise schauen müssen.

Der Budgetdienst des Parlaments berücksichtigte das und untersuchte die Einkommensveränderungen näher. Benjamin Bittschi vom Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO bezieht sich auf die Ergebnisse, wenn er feststellt: „Es ist davon auszugehen, dass die Einkommen alles in allem stabil geblieben sind.“ Allerdings: „Für einzelne Gruppen sagt das nichts aus.“ Bei Arbeitslosen beispielsweise, bei denen es keine Anpassung gab, sei es „sicher“ zu einem Verlust gekommen.
Das zeigen auch die Untersuchungen des Budgetdienstes: Das unterste Zehntel der Einkommensbezieher hat heuer real um rund viereinhalb Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Beim obersten Zehntel gibt es hingegen fast keine Veränderung. Immerhin: 2024 sollten real praktisch alle mehr Geld zur Verfügung haben – mit dreieinhalb bis viereinhalb Prozent sogar recht deutlich. Hauptgrund: Die Teuerung lässt nach.

Hoffnung machen auch Wahrnehmungen derer, die von „Statistik Austria“ befragt werden: Laut Claudia Reiter hat sich ein Trend verfestigt, der heuer schon im ersten Quartal festgestellt wurde. Für viele Haushalte blieb die finanzielle Situation demnach sehr angespannt, diese Gruppe wurde zumindest aber nicht mehr größer.