Angriffe in Tunnelsystem geplant

Politik / 06.11.2023 • 22:58 Uhr
Nach israelischen Luftschlägen auf Häuser läuft die Evakuierung.Reuters
Nach israelischen Luftschlägen auf Häuser läuft die Evakuierung.Reuters

Sprecher von Israels Militär über Krieg gegen Hamas: „Werden anfangen, uns zu nähern.“

Tel Aviv, Gaza Trotz Aufrufen zu einer humanitären Waffenruhe verstärkt Israel seine Angriffe auf den von der Terrororganisation Hamas beherrschten Gazastreifen. Es werde die nächste Stufe der Offensive zur geplanten Vernichtung der radikal-islamischen Hamas gestartet, kündigte Militärsprecher Richard Hecht an. Die Streitkräfte seien bereit, Hamas-Kämpfer in ihren unterirdischen Tunneln und Bunkern im nördlichen Gazastreifen anzugreifen.

„Jetzt werden wir anfangen, uns ihnen zu nähern“, sagte Hecht. Das bedeute, dass sie oberirdisch und unterirdisch angegriffen werden sollen. Der Militärsprecher äußerte sich wenige Stunden nach einer massiven Angriffswelle der israelischen Luftwaffe auf den dicht besiedelten Küstenstreifen. In den vergangenen 24 Stunden seien rund 450 Ziele aus der Luft bombardiert worden, teilte die Armee am Montag in der Früh mit. Darunter seien Tunnel, militärische Anlagen sowie Abschussrampen für Panzerabwehrraketen der Hamas gewesen. Zudem hätten die Truppen am Boden einen militärischen Komplex übernommen.

Beim Einsatz seien „mehrere Hamas-Terroristen“ getötet worden, hieß es vom Militär. Das von der Terrororganisation Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium von Gaza berichtete von mehr als 200 Toten bei den nächtlichen Angriffen. Die Toten wurden dabei als „Märtyrer“ bezeichnet.

„Es sind jetzt 30 Tage“

Mehrere UNO-Organisationen forderten angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer und der kritischen Versorgungslage im Gazastreifen eine sofortige Feuerpause: „Es sind jetzt 30 Tage. Genug ist genug. Es muss jetzt enden.“ In der Erklärung wurde der Hamas-Terrorangriff als „grauenvoll“ kritisiert. „Aber die schreckliche Tötung von noch mehr Zivilisten in Gaza ist eine Schandtat, wie auch das Kappen von Essen, Wasser, Arzneimitteln, Strom und Treibstoff für 2,2 Millionen Palästinenser.“ Einer ganzen Bevölkerung werde „Zugang zu den nötigsten Dingen für das Überleben verweigert“. Sie würden „in ihren Häusern, Notunterkünften, Krankenhäusern und Gotteshäusern bombardiert“.

Israel hat sich internationalen Aufrufen für eine Waffenpause bisher verweigert. Stattdessen gab es mehrere Feuerpausen, in denen sich die Bewohner des nördlichen Gazastreifens in den Süden bewegen sollten. Auch am Montag wurde ein solches Zeitfenster genannt. Die Vereinten Nationen sprechen von 1,4 Millionen Binnenflüchtlingen in dem dicht besiedelten Gebiet. Die israelische Armee teilte zudem mit, dass der Abwurf von medizinischen Hilfsgütern durch ein jordanisches Flugzeug über dem Gazastreifen „in Zusammenarbeit“ mit Israel erfolgt sei.  Auch die EU kündigte eine Intensivierung ihrer humanitären Hilfe an: um 25 Millionen Euro auf insgesamt 100 Millionen Euro.

Israelische Militärs begeben sich nach einem angedrohten Angriff in Deckung.
Israelische Militärs begeben sich nach einem angedrohten Angriff in Deckung.