Noch ein Österreicher in Gaza

Zwei Ehepaare in Sicherheit. Israel verstärkt Bodeneinsätze weiter.
Gaza, Wien Vier Österreicherinnen und Österreicher sind am Montag aus Gaza in Sicherheit gebracht worden. Wie das Außenministerium am Abend mitteilte, wurden die beiden Ehepaare dank intensiver Bemühungen des Außenministeriums, des österreichischen Vertretungsbüros in Ramallah und der Österreichischen Botschaft in Tel Aviv „erfolgreich über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten evakuiert“. Nach dem Grenzübertritt seien sie von einem Krisenteam empfangen und nach Kairo gebracht worden. Laut Ministeriumsangaben befindet sich noch ein weiterer Österreicher in Gaza. Bei ihm handelt es sich um einen österreichisch-israelischen Doppelstaatsbürger, der von der Terrororganisation Hamas verschleppt wurde und seither in ihrer Gewalt ist. An seiner Freilassung werde intensiv gearbeitet.
Heute, Dienstag, will Außenminister Alexander Schallenberg eine Gruppe jener 31 Österreicherinnen und Österreicher empfangen, die bereits am 1. November aus Gaza evakuiert worden ist.
Martyrium für Kinder
Unterdessen berichtet Kinderärztin Efrat Bron-Harlev von dem Martyrium israelischer Kinder und Jugendlicher in Hamas-Geiselhaft. Sie seien nur noch wie „Schatten von Kindern“, erzählt die Leiterin des Schneider-Kinderkrankenhauses bei Tel Aviv. In der ersten Zeit im Krankenhaus hätten viele von ihnen kaum gesprochen oder nur geflüstert: „Ein Bub hat gefragt, ob er aus dem Fenster schauen darf.“ Viele hätten während der Geiselhaft wochenlang nicht duschen können. „Wenn sie Glück hatten, konnten sie sich mit kaltem Wasser aus einem Eimer waschen.“ Ärzte berichten von Misshandlungen durch die Geiselnehmer, viele Kinder und Jugendliche seien stark unterernährt gewesen. Teilweise seien sie unter Drogen gesetzt worden. „Was diese Kinder durchgemacht haben, ist unvorstellbar“, sagt Bron-Harlev. „Das erste Lächeln vieler dieser Kinder haben wir nach 24 oder 48 Stunden gesehen.“ Das mache den Ärzten Hoffnung.
Noch mehr Panzer und Bulldozer
Israel verstärkte in der Zwischenzeit seinen Truppeneinsatz im südlichen Gazastreifen weiter. Dutzende Panzer, Truppentransporter und Bulldozer drangen laut Augenzeugen am Montag dort ein. Die israelische Armee erklärte, sie gehe „aggressiv“ vor. Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Palästinenser seit Kriegsbeginn am 7. Oktober stieg laut dem Hamas-kontrollierten Gesundheitsministerium auf 15.899. Auch das israelische Militär sprach von mindestens 15.000 getöteten Palästinenserinnen und Palästinensern.
Hilfsorganisationen warnen angesichts der Ausweitung der israelischen Bodeneinsätze vor dramatischen Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung. Sie kritisieren zudem die desolate humanitäre Lage.
