Land erfreut über EU-Plan zum Wolf

EU-Kommission möchte den Schutzstatus der Wölfe senken.
Brüssel, Bregenz Die Europäische Kommission will die strengen Schutzregeln für Wölfe lockern. Man schlage vor, den Status des Wolfs von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herabzusenken, teilte die Brüsseler Behörde am Mittwoch mit. Dies würde es erlauben, die Jagd auf Wölfe zu genehmigen, wenn dadurch nicht der Erhalt von Populationen gefährdet wird.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte zu dem Vorstoß, die Rückkehr des Wolfs sei eine gute Nachricht für die Artenvielfalt in Europa. Die Dichte der Wolfsrudel in einigen europäischen Regionen sei inzwischen jedoch zu einer echten Gefahr geworden, insbesondere für die Nutztierhaltung.
Von der Leyen berief sich dabei auf eine gleichzeitig veröffentlichte Analyse, die zeigt, dass die Wolfspopulationen in den letzten zwei Jahrzehnten erheblich zugenommen haben und immer größere Gebiete besiedeln. Demnach gibt es mittlerweile mehr als 20.000 Wölfe mit meist wachsenden Populationen und expandierenden Streifgebieten sowie Rudel mit Welpen in 23 Mitgliedstaaten.
Vorarlbergs Agrarlandesrat Christian Gantner hat diesen Schritt mehrfach gefordert. Dennoch ist er überrascht: „Das ist jetzt schneller gegangen, als ich gehofft habe. Ich war nicht der Meinung, dass vor der Wahl noch etwas passiert.“ Er begrüße den Vorstoß, betont der Landesrat. „Die aktuelle Richtlinie ist 30 Jahre alt. Seitdem hat sich in der Wolfspopulation viel geändert. Deshalb ist es wichtig, dass man sie reguliert.“
Auch Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger lobt die Entscheidung der EU-Kommission. „Endlich scheint in Brüssel Vernunft in puncto Wolf einzukehren“, betont er. Bis der Schutzstatus tatsächlich gesenkt wird, dauert es aber noch. Schließlich müssen alle Mitgliedstaaten noch zustimmen. Moosbrugger: „Wir fordern daher die österreichische Umweltministerin Leonore Gewessler auf, den Empfehlungen der EU-Kommission zu folgen und entsprechend zu handeln.“
Erst kürzlich betonte der Biologe Kurt Kotrschal, dass man mit Abschießen vorsichtig sein sollte. Wölfe seien laut einer aktuellen europäischen Umfrage bei der europäischen Landbevölkerung größtenteils erwünscht und würden den Zustand der Wälder verbessern. Hierzulande werde der Wolf infolge von „rechtswidriger Bundesländer-Verordnungen“ aber verfolgt und getötet, sagte Kotrschal im Gespräch mit der APA. Man solle die Wölfe in Österreich stabile Rudel bilden lassen, anstatt sie als Problemtiere zu verunglimpfen und abzuschießen, lautet sein Appell. Nicht nur im Yellowstone Nationalpark (USA), sondern auch für Mitteleuropa sei nachgewiesen, dass der Wolf dem Wald gut tue. Kotrschal ist Professor im Ruhestand an der Universität Wien und in der Arbeitsgruppe Wildtiere des „Forums Wissenschaft und Umwelt“ aktiv.
Christian Pichler, Artenschutzexperte des WWF, spricht von einem Angriff der EU auf den Wolf. Wissenschaftliche Daten würden nicht belegen, dass der Schutzstatus heruntergesetzt werden könne. Denn auch dann müsse eine Wolfspopulation zunächst sich selbst erhalten können. In Österreich zum Beispiel sei dies noch gar nicht der Fall. Deshalb hätte auch die Herabsetzung des Schutzstatus vorläufig keine Konsequenzen für Österreich. „Wir sind noch kilometerweit von einem günstigen Erhaltungszustand entfernt“, sagt Pichler. Aber man müsse abwarten, wie die Mitgliedstaaten entscheiden. Erst kürzlich hätten sich zwölf EU-Minister gegen die Herabsetzung des Schutzstatus ausgesprochen.