Warum Spitalsärzte vor einem Ärzteengpass in den Spitälern warnen

85 Prozent der Vorarlberger Spitalsärzte unterschreiben eine Petition an die Landesregierung für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Gehalt.
Hohenems Roman Doppler kennt den Krankenhausbetrieb sehr gut. 2007 hat der Arzt seine Ausbildung begonnen, seit 2010 arbeitet er im Krankenhaus Hohenems. Seitdem hat sich die Arbeit stetig verändert, zählt der 42-Jährige auf: „Die Arbeit ist mehr geworden, vor allem in der Ambulanz. Früher hat man das nebenbei bewältigen können. Es kommen mehr Patienten in die stationäre Behandlung, sie sind kürzer da. Der Dokumentationsaufwand wird von Jahr zu Jahr mehr …“ Und er berichtet: „Momentan brodelt es, das spürt man in allen Häusern.“ Spätestens jetzt weiß es auch die Politik. Roman Doppler ist einer von 511 Spitalsärzten, die eine Petition an die Landesregierung unterschrieben haben. Das sind rund 85 Prozent aller Spitalsärzte im Land. Sie fordern mehr Gehalt und bessere Arbeitsbedingungen.
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Die Spitalsärzte sind unzufrieden (die VN berichteten). In einem offenen Brief wandten sie sich kürzlich an die Politik. Ihre Befürchtung: Sollte sich der Gehaltsunterschied zu manchen anderen Bundesländern nicht wieder deutlich verringern, drohen immer mehr Ärzte abzuwandern. Damit könnte die Patientenversorgung nicht mehr gewährleistet sein. In der Petition an Landeshauptmann Markus Wallner und Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher betonen die Ärzte: „Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren und ersuchen Herrn Landeshauptmann Wallner und Landesrätin Rüscher um unverzügliche Gespräche, damit dieses Missverhältnis bei den Spitalsärztegehältern raschest behoben werden kann.“
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Aber es geht nicht nur ums Geld, betont Roman Doppler. „Ein wesentlicher Punkt ist, dass wir in Arbeit untergehen. Wir haben nicht mehr das Personal, um den ungeregelten Ambulanzzugang vernünftig zu managen.“ Da brauche es endlich Reformen. „Man kommt wegen Banalitäten, die kein Spital brauchen. Manche kommen mitten in der Nacht mit einem Husten, weil sie nicht schlafen können. Andere, weil sie vom Hausarzt Tabletten bekommen haben und sich kurz nach der ersten Tablette nichts bessert.“ Alle müssen von einem Arzt begutachtet und behandelt werden, fährt Doppler fort. „Dazwischen muss man die Patienten herauspicken und vorziehen, die wirklich dringend eine Behandlung brauchen.“
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In etlichen Abteilungen sei das ärztliche Personal am Anschlag, fügt der Internist an. „Das bedeutet auch, dass man die Ausbildung nicht so vermitteln kann, wie man gerne würde, weil die Kapazitäten fehlen. Und dies führt wiederum dazu, dass wir Leute nicht im Land halten können“, warnt Doppler. Außerdem stehe bekanntermaßen eine Pensionierungswelle bevor.

Die Anliegen der Ärzte sind jetzt bei der Politik deponiert. Und die Spitalsärzte warnen davor, dass sich die Krankenhäuser dazu entschließen, nur die Gehälter bestimmter Ärztegruppen zu erhöhen. „Einzelmaßnahmen wie die von der KHBG überlegte Gehaltserhöhungen für Kaderpersonal oder die Einrichtung von Arbeitsgruppen, um herauszufinden, wem eine Gehaltserhöhung zusteht, sind nicht zielführend und werden abgelehnt.“ Roman Doppler ergänzt: „Jedes Haus und jede Abteilung macht Spitzenmedizin. Jedes Team in jedem Spital muss einen Herzinfarkt oder eine Blutvergiftung 24 Stunden sieben Tage die Woche versorgen können.“
Die Ärzte fordern, dass das Grundgehalt durchgehend um 30 Prozent erhöht wird. Jetzt ist die Politik am Zug.