Kälbertransporte: Wann der neue Schlachthof gebaut werden soll

Politik / 10.01.2024 • 16:30 Uhr
Kälbertransporte: Wann der neue Schlachthof gebaut werden soll
Der Schlachthof Dornbirn ist seit 2022 außer Betrieb. Landesrat Gantner wartet weiterhin auf einen neuen Schlachthof – das Metzgereinetzwerk soll einstweilen Aushilfe schaffen.

Landesrat Christian Gantner hofft auf baldige Projekteinreichung. FPÖ und Grüne fordern mehr Tempo.

Darum geht’s:

  • FPÖ und Grüne fordern Tempo beim Bau eines neuen Schlachthofs
  • Metzgerei Gstach übernimmt Hauptlast der Schlachtungen
  • Gantner hofft auf raschen Bau

Schwarzach Zwischen Österreich und anderen Ländern innerhalb und außerhalb Europas herrscht reger Warenverkehr. Auch lebende Ware befindet sich darunter – Tiere nämlich. Rinder sind ein beliebtes Exportgut. Besonders ein Zielland steht im Fokus der politischen Diskussion: Algerien. Wie die VN berichteten, finden österreichische Rinder regelmäßig den Weg nach Afrika, darunter manchmal das ein oder andere Tier aus Vorarlberg. Kälbertransporte sind immer wieder ein Thema in der Landespolitik. FPÖ und Grüne fordern jetzt Tempo beim Schlachthof. Denn der neue Schlachthof soll dazu führen, dass weniger Rinder exportiert werden.

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Anfang 2022 stellte der Dornbirner Schlachthof seinen Betrieb ein. Bis dahin gelang es der Politik nicht, einen Ersatz zu finden. Zunächst stand ein eigener Landesschlachthof zur Debatte, danach eine Kooperation, schließlich das Metzgereinetzwerk. Vor allem zwei Schlachthöfe in diesem Netzwerk versuchen seither, mit besonderen Förderungen des Landes die fehlenden Kapazitäten auszugleichen.

Die Metzgerei Gstach in Rankweil habe die Hauptlast übernommen, erläutert Agrarlandesrat Christian Gantner. „Im ersten Quartal des Vorjahres ist dort mehr geschlachtet worden als damals im Schlachthof Dornbirn.“ Bei Gstach soll bekanntlich kräftig ausgebaut werden. Doch bisher sind die Bagger noch nicht aufgefahren.

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Die FPÖ möchte als Reaktion auf die bekannt gewordenen Algerien-Exporte jetzt in einer parlamentarischen Anfrage von Gantner den aktuellen Projektstand erfragen. Im VN-Gespräch erklärt der Landesrat: „Es wurde eine Gesellschaft gegründet, die als Träger fungiert. Die Flächenwidmung der Gemeinde ist abgeschlossen. Das Projekt befindet sich noch in der Detailabstimmung, Ziel ist es, dass es in diesem Jahr eingereicht wird und heuer noch mit dem Bau begonnen werden kann.“

Auch die Grünen widmen sich dem Thema. Sie fordern die Bundesregierung auf, das Tiertransportgesetz zu ändern. Denn Exporte sind offiziell nur in wenige Drittstaaten erlaubt – werden bestimmte Ruhezeiten eingehalten, dürfen aber auch Exporte in andere Länder wie Algerien abgefertigt werden. Auch der grüne Europaabgeordnete Thomas Waitz kritisiert die österreichische Politik – zumindest den schwarzen Teil. „Dass Tiertransporte von Österreich nach Algerien stattfinden, hat einen Grund: die ÖVP. Seit Jahren werden dort die Reformbestrebungen von Tierschutzminister Johannes Rauch verzögert und nationale Bestimmungen, die über die laschen EU-Gesetze hinausgehen, zum Teil ganz verhindert.“

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Die grüne Landtagsabgeordnete Christine Bösch-Vetter fordert zudem: „Um Tiertransporte aus Vorarlberg grundsätzlich überflüssig zu machen, brauchen wir dringend einen modernen Schlachthof und eine Vermarktungsstruktur für Fleisch im Land.“ Laut Zahlen aus dem Büro von Landesrat Gantner sind im Jahr 2018 5755 Kälber in die EU und die Schweiz exportiert worden. Im Jahr 2022 waren es noch 3414.

Bei den Exporten nach Algerien handelt es sich offiziell allerdings in der Regel nicht um Schlachttiere, sondern um Zuchtrinder, genauer: Kalbinnen. Also erstmals trächtige, junge Kühe. Solche Tiere landen zum Beispiel auch in Russland, Usbekistan, der Mongolei und Kasachstan.

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In Vorarlberg sind laut Landesrat Gantner im Jahr 2022 fast 8000 Kälber geschlachtet worden. Im Jahr 2018 waren es noch 6500. Für das Jahr 2023 gibt es erst Zahlen bis Oktober, aber auch da waren es bereits fast 6200 Kälber. Die Zahl der geschlachteten Rinder geht hingegen zurück (von 9299 im Jahr 2018 auf 7200 im Jahr 2022). Der Marktpreis für Altkühe ist in Süddeutschland und Salzburg besser.

Die Förderung „Ländle Vollmilchkälber“ zeigt auch Wirkung, zumindest laut diesen Zahlen. Mit dem Programm sollen Landwirte dazu animiert werden, ihre Kälber im Land großzuziehen und zu vermarkten. Im Jahr 2018 erhielten Vorarlbergs Bauern für 1426 Kälber diese Förderung. Im Jahr 2022 waren es 4448 Stück.