Demokratie und Klimakrise
Klar ist laut wissenschaftlicher Evidenz, dass die von Menschen verursachte Luftverschmutzung zur Erderwärmung beiträgt. Der dadurch entstehende Temperaturanstieg wird Auswirkungen auf die Lebensbedingungen auf dem ganzen Planeten haben. Klar ist aber laut überwiegender Expertenmeinung auch, dass es zu keiner Apokalypse kommen wird, wie es sogenannte Klimaaktivisten gerne darstellen und damit auch Aktionen rechtfertigen, die weder demokratisch legitimiert sind, noch einer demokratischen Abstimmung standhalten würden. Meiner Meinung nach erweisen die radikalen Kräfte unter den selbsternannten Rettern des Klimas dem Thema einen sehr schlechten Dienst. Weniger durch ihren Aktionismus als vielmehr durch das Hochspielen von einzelnen Wetterereignissen als Beleg für den Klimawandel. Begleitet von einer medialen Wetterhysterie, die jedes lokale Unwetter – egal wo es stattfindet – reflexartig dem Klimawandel zuschreibt, entstand in den letzten Jahren eine von breiten Kreisen der Bevölkerung abgekoppelte Klimablase, die sich tatsächlich der einzigen Wahrheit nahe weiß. Jede auch nur ansatzweise abweichende Meinung wird im besten Fall ignoriert, zumeist aber massiv bekämpft. Deshalb haben demokratische Entscheidungen für diese kleine Gruppe keine wirkliche Relevanz, weil sie ja – ganz im religiösen Sinne – überzeugt sind, im Besitz der Wahrheit zu sein. Diese Bruchlinie zwischen ihnen und den nicht so klimaaffinen Menschen wird täglich mit jedem quasi normalen Wetterverlauf größer, weil sie die Untergangspropheten nachgewiesener Weise der Lüge straft.
„Meiner Meinung nach erweisen die radikalen Kräfte unter den selbsternannten Rettern des Klimas dem Thema einen sehr schlechten Dienst.“
Während die kleine Aktivistin Greta fälschlicherweise den Untergang der Welt noch an die Wand gemalt hatte, sind seriöse Wissenschaftler wie Mojib Latif seit Langem schon der Meinung, dass die Festlegung der Pariser Klimakonferenz 2015 auf das 1,5-Grad-Ziel kontraproduktiv war. Unbestritten ist nur, dass es einen Ausstieg aus der Verbrennung fossiler Ressourcen braucht. Diese Transformation sollte idealerweise auf gesamtgesellschaftlichem Konsens beruhen und die Weltwirtschaft umfassen. Ansonsten wird sie nur dazu führen, dass die diesbezüglich fortschrittlichsten Länder massive Wohlstandsverluste in Kauf nehmen müssen. Das aber würden demokratische Systeme eher nicht verkraften. Deshalb bin ich überzeugt, dass wir auf moderne, nachhaltige Produktionsprozesse und Technologien setzen müssen, um den notwendigen Kampf gegen den Klimawandel ohne diktatorische Auswüchse zu gewinnen.
Rainer Keckeis ist ehemaliger AK-Direktor Vorarlberg und früherer Feldkircher VP-Stadtrat.
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