Manfred Rädler zu seiner FPÖ-Vergangenheit: „Ich habe alle Brücken abgerissen“

Wolfgang Matts designierter Nachfolger Manfred Rädler begann seine Karriere bei der FPÖ. Trotz seiner Vergangenheit bei den Freiheitlichen betont er, keine ideologische Verbindung mehr zu haben.
Darum geht’s:
- Matt übergibt das Amt des Bürgermeisters an Rädler.
- Rädler benötigt eine einfache Mehrheit der Stadtvertretung für seine Wahl.
- „Wir brauchen Strategien, die das Wohlfühlen in der Gemeinde sichern“, sagt Rädler.
Von Mirijam Haller & Matthias Rauch
Feldkirch Die Gerüchteküche brodelte in der Montfortstadt schon länger, die Ankündigung am Freitag kam dann für viele doch überraschend: Das bisherige Stadtoberhaupt Wolfgang Matt (ÖVP, 68) kündigte an, das Amt an Manfred Rädler (59) zu übergeben.
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Matt wird nach seinem derzeitigen Urlaub ab Dienstag die Agenden wieder übernehmen. Voraussichtlich wird bei einer der nächsten Stadtvertretungssitzungen, am 9. Mai oder am 2. Juli, der neue Bürgermeister gewählt werden.
Einfache Mehrheit reicht
Rädler muss dann von den insgesamt 36 Mitgliedern der Stadtvertretung eine einfache Mehrheit haben, das heißt über die Hälfte der gültigen abgegebenen Stimmen. Von der Stadtvertretung fallen 15 Mandate auf die ÖVP, neun auf die Grünen, sechs auf die Freiheitlichen, drei auf die Neos, zwei auf die SPÖ und ein Sitz auf die Familienpartei.
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Kein Gegenkandidat mit Erfolgsaussicht
Mögliches, aber unwahrscheinliches Szenario wäre auch, dass eine der anderen Parteien einen Gegenkandidaten oder eine Gegenkandidatin aufstellt. Nach dem Rücktritt von Daniel Allgäuer (FPÖ) als Vizebürgermeister schickten die Grünen im Dezember 2023 Clemens Rauch als Gegenkandidat zu Andrea Kerbleder (FPÖ) ins Rennen. Kerbleder setzte sich mit 19 Stimmen durch.

Vonseiten der Freiheitlichen ist die Wahl Rädlers zum Bürgermeister nicht gefährdet. „Wir haben eine funktionierende Koalition“, betont FPÖ-Fraktionsobmann, National- und Stadtrat Thomas Spalt. Es wird daher von den Freiheitlichen keinen Gegenkandidaten geben. Von Irritationen ebenfalls keine Spur, obwohl sie vom Personalwechsel aus den Medien erfahren haben: „Wir wurden vor der offiziellen ÖVP-Aussendung informiert“, erklärt Spalt. Der Personalwechsel kam nicht ganz überraschend für ihn, und mit dem früheren FPÖ-Parteimitglied Rädler erwartet man ähnliche Sichtweisen auf die Themen in der Stadtpolitik.

Überrascht von der Nominierung Rädlers zeigt sich Clemens Rauch (Grüne): „Wir sind gespannt, wie er seine Kandidatur anlegen will und freuen uns auf erste Gespräche, hoffen aber, dass er bei seinem Austritt 2005 nicht nur die FPÖ sondern auch deren Inhalte hinter sich gelassen hat.“

Themen von Betreuung bis Verkehr
Manfred Rädler selbst sieht die Anknüpfungspunkte zum Koalitionspartner nur mehr bei den Themen, nicht bei der Ideologie. 2005 trennte er sich nach dem Knittelfeld-Debakel von der FPÖ, verweigerte aber auch dem BZÖ Jörg Haiders die Gefolgschaft. Gegenüber den VN erklärte er damals: „Im Herzen bleibe ich freiheitlich.“
Seitdem hat die Welt sich jedoch weitergedreht. „Ich habe damals alle Brücken abgerissen“, betont Rädler gegenüber den VN. Er sehe es jedoch mit keinem weinenden Auge, dass mit dem Stadttunnel eine jahrelange Forderung der FPÖ in Feldkirch umgesetzt wird. Rädler sieht die ÖVP auf einem „super Weg“, um die verkehrsgeplagten Feldkircher Bürgerschaft zu entlasten.

Die Schaffung von Betreuungsplätzen, sei es für Kinder oder für ältere Personen, wie auch die Wohnsituation sieht er als die brisantesten Themen, die ihn die nächsten Jahre begleiten werden. „Wir brauchen Strategien, die das Wohlfühlen in der Gemeinde sichern“, setzt er auf langfristigere Planungen.
Interessenskonflikte zwischen dem Bürgermeisteramt und seiner Immobilienfirma, deren Eigentümer er bleibt, erwartet er keine. „Es wäre schlimm, wenn jemandem, der lange gearbeitet hat, der Weg in die Politik versperrt wird, nur weil er erfolgreich unternehmerisch tätig war.“
Langes Rätselraten
Seit geraumer Zeit gab es in Feldkirch Rätselraten, wer statt Matt übernehmen könnte. Lange Zeit wurde Gudrun Petz-Bechter, bis 2020 Vizebürgermeisterin, als seine Nachfolgerin gehandelt. Diese legte allerdings im September 2022 alle politischen Funktionen nieder, hinter den Kulissen hieß es, dass Matt mit ihr nicht konnte. Der Rücktritt sorgte für weitere interne Querelen innerhalb Feldkirchs ÖVP. Auch Julia Berchtold und Wolfgang Flach, die beide im Juli 2022 in den Stadtrat einzogen, wurden immer wieder als mögliche Nachfolger genannt.