Beller: „Nawalnys Tod ist ein schwerer Schlag“

Die ehemalige Moskau-Korrespondentin Miriam Beller sieht niemanden, der in Nawalnys Fußstapfen tritt.
Schwarzach Alexej Nawalny sitzt an einem Tisch, blickt ernst in die Kamera und sagt: „Wenn sie sich entscheiden, mich zu töten, zeigt das, dass wir unglaublich stark sind.“ So zu sehen im Jahr 2022 in der Dokumentation „Nawalny“. Zwei Jahre später ist es passiert. Nawalny ist tot. Und mit ihm wohl auch endgültig die Opposition, glaubt die Vorarlbergerin Miriam Beller, ehemalige ORF-Korrespondentin in Moskau. „Es gibt niemanden mit seiner Bekanntheit, der sofort in seine Fußstapfen treten könnte.“ Eine ernst zu nehmende Opposition sieht sie in Russland nicht mehr. „Ich sehe nicht, wie es innerhalb Russlands jetzt noch die Möglichkeit gibt, sich physisch zu organisieren und Proteste aufzubauen“, fährt sie fort. Protestieren ist schließlich gar nicht mehr möglich.
Der Tod sei trotzdem irgendwie überraschend, sagt sie. Erst am Donnerstag seien Aufnahmen von Nawalny im Straflager nördlich des Polarkreises gemacht worden, auf denen man ihn sieht. „Er lacht und scheint zu scherzen“, beschreibt Beller die Bilder. „Er sieht zwar abgemagert aus, aber nicht dem Tod nahe.“ Ein 47-jähriger gesunder Mann falle nicht einfach um, betont die Moskau-Expertin. Aber eines sei auch klar: Eigentlich weiß man zurzeit nicht, was im Straflager vorgefallen sei.
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Nawalny hinterlasse eine Lücke. „Er war umstritten. Ich habe mit vielen Menschen gesprochen, die politisch überhaupt nicht mit ihm übereinstimmen, aber darüber dann mit ihm sprechen, wenn sie in einem demokratischen System leben“, erzählt Beller. „Er hat es geschafft, alle hinter sich zu sammeln.“ Jemand, der das übernehmen kann, sei nicht in Sicht.