Gemeinnützige in Vorarlberg heizen fossil

In keinem anderen Bundesland ist der Anteil fossiler Energieträger in gemeinnützigen Mietwohnungen so hoch wie in Vorarlberg.
Darum geht’s:
- Ein Fünftel der Treibhausgasemissionen durch Gebäude in Vorarlberg.
- Vorarlbergs Sozialwohnungen haben österreichweit niedrigste Rate an Fernwärmeheizung.
- Heuer und im kommenden Jahr saniert die Vogewosi um mehr als 40 Millionen Euro.
Schwarzach Die Gebäude in Vorarlberg sind für ein Fünftel der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Rund 70 Prozent davon entfallen auf private Haushalte, und davon das meiste auf die Heizung. Noch immer werden mehr als ein Drittel aller Gebäude mit Öl oder Gas beheizt. Das Land hätte einen Hebel in der Hand: Es gibt mehr als 20.000 gemeinnützige Wohnungen im Land. Und die werden vor allem noch fossil beheizt, wie eine aktuelle Statistik zeigt. Vorarlberg ist in diesem Bereich österreichweit Schlusslicht.
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350 gemeinnützige Wohnungen sind in Vorarlberg im Jahr 2022 entstanden. Das geht aus der Verbandsstatistik der österreichischen Wohnbauträger hervor. Das sind zehn Prozent weniger als im Jahr zuvor und 14 Prozent weniger als im Zehnjahresschnitt von 2012 bis 2021. Damit befindet sich Vorarlberg im Mittelfeld. Anders sieht es aus, wenn man sich die Fertigstellungen der gemeinnützigen Wohnungen je 1000 Haushalte ansieht. Mit diesem Wert lassen sich die Bundesländerzahlen besser vergleichen. Und das waren im Jahr 2022 deren zwei. Nur Kärnten ist mit 1,6 gemeinnützigen Wohnungen pro 1000 Haushalte hinter Vorarlberg. An der Spitze liegt Burgenland (7,1) gefolgt von Niederösterreich (5,3).
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Die Zahl der Haushalte insgesamt ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. In Vorarlberg sind von 2018 bis 2022 5,8 Prozent zusätzliche Haushalte entstanden – Spitzenwert in Österreich. Pro zusätzlichem Haushalte sind im Land aber nur 0,2 gemeinnützige Wohnungen gebaut worden. Auch das ist der niedrigste Wert in Österreich. Spitzenreiter ist auch hier das Burgenland mit 0,7 neuen Wohnungen pro neuem Haushalten. Dort ist die Zahl der Haushalte in dieser Zeit um 5,5 Prozent gestiegen, jede zweite neue Wohnung war im Jahr 2022 eine gemeinnützige. In Vorarlberg waren es zwölf Prozent.
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Bevorzugte Heizmethode in den gemeinnützigen Mietwohnungen in Österreich ist die Fernwärme. 54 Prozent aller Wohnungen werden damit beheizt. In Vorarlberg sind es 14 Prozent – der niedrigste Wert in Österreich. Umgekehrt sieht es bei fossilen Energieträgern aus, da ist Vorarlberg Spitzenreiter. Drei von vier gemeinnützigen Mietwohnungen werden im Land noch fossil beheizt.
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Die Zahlen können erklärt werden, betont Vogewosi-Geschäftsführer Hans-Peter Lorenz. Nicht alle Vogewosi-Wohnungen finden sich in der Statistik, sondern nur jene 11.200, die zentral versorgt werden. Die Vogewosi hat laut Lorenz als eine der ersten gemeinnützigen Wohnungen in Österreich mit den Sanierungen begonnen, und zwar in den 1980er- und 1990er-Jahren. “Damals lautete das erklärte Ziel, den Energieverbrauch möglichst stark zu reduzieren.” Der Energieträger habe eine untergeordnete Rolle gespielt. Bei einem Umstieg habe man aber versucht, aus Öl aus- und auf moderne Gasheizungen umzusteigen. Ältere Gasheizungen sind durch neue getauscht worden. “Alternativen hat es wenig gegeben. Wichtig war der Energieverbrauch, nicht der Energieträger.”
Die grüne Nationalratsabgeordnete Nina Tomaselli, Wohnbausprecherin ihrer Fraktion, ärgert sich: “Gemeinnützige Wohnungen sollen günstig und leistbar bleiben, das wird aber zunehmend unmöglich, wenn die Bauträger auf dreckige Energie aus Gas und Öl anstatt auf saubere und preiswerte Energie setzten. Ich finde es unerhört, dass die gemeinnützigen Bauträger in Vorarlberg die Bewohner diesem Energiepreis-Lottospiel aussetzen.”
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Allerdings sei der Umstieg sehr wohl eine Frage der Wirtschaftlichkeit, entgegnet Lorenz. Derzeit ist der Erdgaspreis wieder gesunken. Eine Fernwärmeanlage kostet im Betrieb 20 bis 30 Prozent mehr, rechnet der Vogewosi-Chef vor. “Manche sind sogar noch teurer, es kommt auf den Anbieter an. Im Gegenzug ist dafür aber die Versorgungssicherheit gewährleistet.” Beim Preis könne man nicht einfach über die Bewohner hinweg entscheiden.
Dennoch geschieht etwas: Im Vorjahr sind 326 Wohnungen auf Fernwärme umgestellt worden, die haben es noch gar nicht in die Statistik geschafft. Und in Zukunft wird weiter saniert, fährt Lorenz fort. Heuer und im kommenden Jahr sollen um 41 Millionen Euro 600 Wohnungen saniert werden. “Wenn möglich, werden wir sie an Fernwärme anhängen oder mit Wärmepumpe ausstatten.” Aber auch hier werde auf ein Gesamtkonzept geachtet. “Vorausgesetzt, die Verfahren werden rechtzeitig beendet und die Anbieter haben die Kapazität. Das geht nicht alles auf Knopfdruck.” Dazu sollen 1230 sogenannte Neunerhäuser, also Wohnanlagen mit acht bis zwölf Wohneinheiten, mit zentraler Versorgung ausgestattet werden. Klar sei aber: “Die bloße Umstellung der Energieträger ist zu kurz gedacht.”
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Die Bundesregierung hat kürzlich ein Wohn- und Baupaket verabschiedet, das auch Geld für die Sanierung der gemeinnützigen Wohnungen vorsieht. 8,17 Millionen Euro sind für Vorarlberg vorgesehen. Darauf pocht Nina Tomaselli: “Damit fließen Millionen zusätzlich zur Wohnbauförderung ins Land. Die gemeinnützigen Wohnbauträger wären gut beraten, diese Chance zu nutzen und Gas und Öl aus den Heizungen zu verbannen.” Lorenz sieht es ähnlich: “Dieses Geld werden wir sicher dafür brauchen.”