Vor dem gewalttätigen Partner geflüchtet: “Wir mussten alles zurücklassen”

Eine Betroffene berichtet von ihrem Leben im Frauenhaus. Ihr Mann habe sie bedroht. Nun fühle sie sich sicher.
Schwarzach Kurz nach der Hochzeit habe es begonnen. Mariam (Name von der Redaktion geändert) hätte nie gedacht, dass es jemals so weit kommen werde, sagt sie. „Am Anfang war alles gut, sonst hätte ich meinen Mann nicht geheiratet.“ Heute lebt die Mutter von zwei Kindern in einer Frauennotwohnung des Instituts für Sozialdienste (ifs). Ihr Mann habe zugeschlagen, psychische Gewalt ausgeübt, ihr gedroht. Erst jetzt fühle sie sich wieder sicher, erzählt Mariam. Bis sie den Schritt ins Frauenhaus wagte, habe es einige Jahre gedauert.
Frauen finden in der ifs-Notwohnung mit ihren Kindern Schutz. Im vergangenen Jahr erhielten 89 Frauen mit 87 Kindern einen Platz. 2022 waren es 50. In den Jahren zuvor jeweils knapp 70. Der Bedarf steige, da Frauen deutlich länger dort leben als früher. Grund ist nach Angaben der Verantwortlichen der angespannte Wohnungsmarkt. Auch Scheidungen bedürften ob ihrer zunehmenden Komplexität mehr Zeit.
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Erst am Dienstag wurde in Wien eine Frau von ihrem Mitbewohner getötet, es war heuer der elfte Frauenmord in Österreich. In Vorarlberg sprach die Polizei bis Ende Mai rund 200 Betretungs- und Annäherungsverbote aus. Das passiert bei häuslicher Gewalt, wenn die Situation zu eskalieren droht oder eskaliert ist.
„Komplett neu anfangen“
Mariam lebt seit September im Frauenhaus. Sie wohnt mit ihren beiden Kindern in einem Zimmer. Bad, WC, Küche und Wohnzimmer teilen sie sich mit den anderen Bewohnerinnen. „Wir mussten all unsere persönlichen Sachen in unserer Wohnung zurücklassen und komplett neu anfangen. Wir hatten nur die Sachen dabei, die wir für den Urlaub eingepackt hatten.“ Damals, im Urlaub, sei es eskaliert. Mariams damaliger Mann sei alleine und mit dem Pass des Sohnes abgereist. „Er hat mir gedroht, dass ich nicht zurückkommen soll.“
Insgesamt sei alles sehr belastend, erzählt die Mutter. Der Ex-Mann lege ihr noch immer Steine in den Weg. Außerdem sei die Wohnungssuche nicht einfach. „Die ganze Situation war und ist für mich und meine Kinder immer noch sehr schwierig, aber mittlerweile geht es uns besser.“
Adresse geheim
Derzeit ist die Adresse des Frauenhauses noch geheim. Ab 2026 ändert sich das Konzept. Land und Gemeinden beschlossen, das Angebot der ifs-Frauennotwohnung auszubauen und neu zu gestalten. Einzelne kleine Wohneinheiten mit Bad und Mini-Küche sind geplant. Ein Investor baut. Drei der fünf Stockwerke werden für die Frauennotwohnungen angemietet. In zwei Jahren sollen sie bezugsfertig sein. Die Adresse wird offengelegt, um Frauen und deren Kindern mehr Normalität zu ermöglichen und um das Angebot sichtbarer zu machen. Eine Sicherheitsschleuse mit Portier wird eingerichtet. Sicherheitsglas, Alarmanlage und Notknöpfe zählen zum Inventar.
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Mariam ist es aktuell nicht sonderlich wichtig, dass ihre Adresse unbekannt ist. „Ob sie geheim ist oder nicht, spielt für mich keine vordergründige Rolle“, sagt sie. Die Sicherheitsvorkehrungen im Haus und die Mitarbeiterinnen gäben ihr Sicherheit – natürlich auch das gewaltfreie Umfeld. Frauen, die von Gewalt betroffen sind, rät Mariam, „dass sie keine Angst davor haben sollen, sich Hilfe zu holen.“ Denn eines stehe fest: „Sie sind nicht alleine.“
Frauen, die zu Hause Gewalt erfahren, finden im Frauenhaus mit ihren Kindern Schutz. Aufnahmen sind zu jeder Tages- und Nachtzeit möglich. Telefonnummer: 051755577