Novelle soll schnellere Umsetzung von Windkraft ermöglichen

Ziel ist die Beseitigung bürokratischer Hürden, um den rascheren Bau einer ersten Windkraftanlage zu ermöglichen.
Wien Das erste Windkraftprojekt in Vorarlberg bekommt kräftigen Rückenwind. Im kommenden Landtag steht eine Gesetzesänderung auf der Tagungsordnung, wie Energielandesrat Daniel Zadra (Grüne) die VN informiert. Das Raumplanungsgesetz wird novelliert, es soll eine Ausnahmeregel geben. Bislang hätte eine Windmessung, auch wenn sie nur temporär ist, eine eigene Flächenwidmung gebraucht. “Diese zusätzliche bürokratische Hürde soll fallen”, sagt Zadra.
Abgesehen von der zeitlichen Ersparnis, signalisiere die Gesetzesnovelle noch etwas anderes, sagt Zadra: “Noch vor vier Jahren hat man in Vorarlberg gar nicht über Windkraft diskutieren dürfen. Jetzt ändert der Gesetzgeber für die Ermöglichung von Windkraft ein Gesetz. Man merkt: Die Reise ist im vollen Gange zur Realisierung des ersten Projektes.”
Weitere Messungen bei der Alpe Rauz geplant
Konkret könnte die Novelle demnächst die Alpe Rauz in Klösterle betreffen. Eigentümerin ist die Liechtensteiner Gemeinde Gamprin. Dort wird aktuell die Errichtung von bis zu zehn Windrädern geprüft. Schon die Windpotenzialanalyse des Landes Vorarlberg attestierte dem Areal südlich der Alpe eine mögliche Errichtungsfläche für Windräder.
“Im Februar wurde von der Gemeinde ein Genehmigungsverfahren betreffend der Windmessmasten eingereicht. Der Bescheid steht noch aus”, berichtet Johannes Hasler, Vorsteher der Gemeinde Gamprin, den VN über den aktuellen Stand.

Hasler attestiert dem Areal, abgesehen von der ausstehenden detaillierten Windmessung, noch aus anderen Gründen eine besondere Eignung: “Aktuell ist der Arlbergtunnel gesperrt und alles fährt durch. Es gibt ein Umspannwerk, große Stromleitungen führen von Tirol nach Vorarlberg durch das Gebiet. Das ist keine unangetastete Natur. Der Standort ist gleichzeitig von Siedlungen weit entfernt.”
Die Gemeinde besitzt mit der Alpe Rauz seit beinahe 110 Jahren am Arlbergpass etwa zwei Hektar an Fläche, die für die Errichtung infrage kommen.
Zadra rechnet mit 100 Megawatt Potenzial
Auf der Alpe Rauz soll nun das ganze Jahr das Windpotenzial genau gemessen werden, sagt Zadra. “Bei der Projektfinanzierung geht es um viele Millionen Euro. Da braucht es detaillierte Daten, um abzuschätzen, was das Windrad abwirft”, sagt Zadra.
Vorausgesetzt, dass zehn Windenergieanlagen aufgebaut werden können, wird von einer Leistung von circa 50 Megawatt und einem jährlichen Energieertrag von über 80 GWh ausgegangen. Es gebe es gute Gespräche mit den vkw illwerke, sagt Zadra.

Winterstromlücke schließen
Insgesamt rechnet der Energielandesrat in den kommenden Jahren mit einem realisierbaren Potenzial von rund 100 Megawatt durch die Windkraft. “Bei einer durchschnittlichen Leistung von circa fünf Megawatt wären dies 20 Windräder in Vorarlberg. Damit könnten rund 70.000 Haushalte bilanziell mit Strom versorgt werden – das wären die Bezirke Dornbirn und Bludenz zusammen”, sagt Zadra.
Zum Vergleich: Das größte Wasserkraftwerk, das in Vorarlberg noch realisiert werden kann, ist Lochau. Das liefert laut Zadra 120 Megawatt: “Wir sprechen also nicht von Liebhaberei, sondern einem essenziellen Beitrag zur Energieautonomie.
Mit Hilfe der Windkraft könnte die Winterstromlücke geschlossen werden, ohne weiter von Stromimporten aus dem Ausland abhängig zu sein. “Zwei Drittel des Windaufkommens findet im Winter statt, wenn Wasserkraft und Photovoltaik meist weniger liefern, aber unser Verbrauch höher ist.” Durch den Umstieg auf Wärmepumpen steigt der Bedarf weiter.
Wertschöpfung in Vorarlberg
Auch wirtschaftliche Vorteile ergeben sich durch den Windkraftboom in Europa. Anders als bei der Photovoltaik, wo wichtige Bauteile kaum noch in Europa hergestellt werden und China Marktführer wurde, punktet der Standort bei der Windkraft. Die Firma Bachmann Electronics am Standort Feldkirch fertigt Steuerungselemente für Windkraftanlagen an. “Dort wird in die Zukunft investiert und am Umbau der Energiesysteme gearbeitet. Die Wertschöpfung bleibt am Standort Vorarlberg”, sagt Zadra.
