Venezuela: “Wahl zwischen Demokratie und Diktatur”

Politik / 30.07.2024 • 16:53 Uhr
Venezuela: "Wahl zwischen Demokratie und Diktatur"
Kaury Ramos (45) wohnt seit 2017 in Dornbirn. Sie stammt aus Venezuela und beobachtet die Ereignisse in ihrer Heimat mit Sorge. Reuters, Privat

In Venezuela scheint ein Machtwechsel trotz Manipulation möglich, erzählt die Dornbirnerin Kaury Ramos, die von Stromausfällen und Polizeigewalt im Krisenland berichtet.

Dornbirn Wenn der zweijährige Sohn von Kaury Ramos mit seinen Großeltern videotelefoniert, kann das Gespräch schon einmal unterbrochen werden. “Warte, der Strom ist wieder ausgefallen, wir müssen eine Kerze aufstellen.” Auch die Internetverbindung selbst kann plötzlich ausfallen, erzählt Kaury Ramos. Die Infrastruktur in ihrer Heimat habe sich in den vergangenen 25 Jahren katastrophal entwickelt. Das sei einer der Gründe, weshalb die Bevölkerung von Venezuela laut Opposition am Sonntag einen Machtwechsel gewählt hat.

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Kaury Ramos im regelmäßigen Videotelefonat mit ihrer Verwandtschaft in Venezuela.

Die Wahlleitung hatte den amtierenden Präsidenten Nicolás Maduro am Montag mit 51 Prozent der Stimmen zum Wahlsieger erklärt und damit die Weichen für dessen dritte Amtszeit gestellt. Die Opposition geht dagegen auf Grundlage ihr zur Verfügung stehender Daten davon aus, dass ihr Kandidat Edmundo Gonzalez auf 73 Prozent der Stimmen gekommen sei. Diese Wahl sei anders, sagt Kaury Ramos. Schon früher sei von Wahlbetrug die Rede gewesen, aber jetzt könne es die Opposition beweisen.

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Die 45-Jährige denkt viel an ihre Heimat. Seit 2017 lebt sie mit ihrem Mann in Dornbirn, ihre ganze Familie ist in Venezuela. Sie ist überzeugt: “Bei dieser Wahl ging es nicht um links gegen rechts. Es ging um Demokratie gegen Diktatur. Oder zumindest gegen einen autoritären Staat.”

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Kaury Ramos wohnt mit ihrer Familie in Dornbirn.

Am Dienstag hat die Opposition erneut zu Protesten gegen die Regierung aufgerufen. Am Montag war es bei Protesten in mehreren Städten zu Ausschreitungen gekommen. In Venezuela auf die Straße zu gehen, kann riskant sein, schildert Kaury Ramos. “Die Polizei geht mit Tränengas und Gummigeschossen hart dagegen vor. Man kann auch verhaftet werden, und dann weiß niemand, was geschieht. Entweder man kommt frei oder muss ins Gefängnis. Man bleibt immer im Ungewissen, wenn so etwas geschieht.” In Venezuela gilt zwar offiziell die Meinungsfreiheit, fährt sie fort. Aber: “Wer die Regierung kritisiert, muss mit Konsequenzen rechnen. Manchmal geschieht etwas, manchmal nicht.” Sich auf Social Media zu äußern, kann besonders gefährlich sein. Die Regierung hat ein Gesetz gegen Hatespeech beschlossen. “Und wer bestimmt, was Hatespeech ist?”, fragt Kaury Ramos. Menschen in Venezuela sitzen wegen regierungskritischen Tweets im Gefängnis.

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Die Journalistin und Expertin im Bereich Unternehmenskommunikation war gerade volljährig geworden, als Hugo Chávez im Jahr 1999 an die Macht kam und seine sozialistische und marxistische Politik durchsetzte. Sie selbst entstamme zwar einer klassischen Mittelschicht, sie habe aber auch die Menschen aus ärmeren Milieus damals verstanden. “Venezuela ist ein sehr reiches Land. Alle haben sich gefragt, was mit diesem Geld passiert ist.” In den vergangenen 25 Jahren sei die Situation allerdings schlimmer statt besser geworden. “Jetzt ist auch die Infrastruktur marode. Es gibt wenig freie Medien. Die Leute müssen jeden Tag schauen, wie sie zu Einkommen gelangen. Die Inflation ist hoch”, zählt Kaury Ramos auf.

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Proteste in Venezuela, nachdem sich Maduro zum Wahlsieger erklärt hat. Reuters

Obwohl sich Maduro zum Wahlsieger erklärt hat, wird die Opposition stark bleiben, ist sie überzeugt. Die Veränderung in ihrem Land sei nicht mehr aufzuhalten. Nach 25 Jahren sei es an der Zeit. “Es wird vielleicht eine langsame Veränderung, aber es wird sich etwas ändern in Venezuela. Das ist nicht mehr aufzuhalten.”

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